Anbau
Standorte mit Nematodenbefall
In vielen Regionen mit langjährigem Zuckerrübenanbau sind Rübenzystennematoden (Heterodera schachtii) weit verbreitet, daher wird auch der Sortenleistungsvergleich auf Standorten mit Nematoden (SV-N) eine immer wichtigere Sortenprüfung. Nematodenbefall führt zu nesterweisem Welken v.a. während Trockenphasen. In Vergleich zu trockenheitsbedingten schlafenden Rüben hält diese Welke auch nach Niederschlägen an, und die Rüben erholen sich davon nicht mehr richtig. Gut erkennbare Symptome sind kleine weiße Zysten an den Rübenwurzeln sowie die Ausbildung eines Wurzelbartes (siehe Bild).

Die Bilder zeigen weiße kleine Zysten an den Rübenwurzeln sowie unterschiedlich starke Ausbildung eines Wurzelbartes. Die Symptome sind typisch bei Nematodenbefall. FOTOS: Dettweiler/Ott
Nematoden-tolerante (nt) Sorten sind nur gering in ihrer Wasser- und Nährstoffaunahme beeinflusst und zeigen stabile Erträge. Vereinzelt kann es auch beim Anbau von nt-Sorten zu einer Nematodenvermehrung während des Jahres kommen, jedoch fällt diese meist sehr gering aus. Im Vergleich dazu vermehrt eine anfällige Sorte Rübenzystennematoden um ein Vielfaches. Falls auf Befallsflächen nicht-nematodentolerante Sorten angebaut werden, kann es bei schwerem Befall zu einem Ertragsverlust von bis zu 45 % kommen. Der Anteil nematodentoleranter Sorten im Anbau ist aufgrund der guten Leistungen auf Standorten mit als auch ohne Nematodenbefall über die letzten Jahre kontinuierlich gestiegen. Im Befallsgebiet sollte neben der Wahl einer nt-Sorte zur Ertragsstabilität auch der Einsatz von nematodenreduzierenden Zwischenfrüchten im Rahmen der Fruchtfolgeplanung eingeplant werden.
Wichtige Leistungsparameter für die Sortenwahl
In der SV-N-Versuchsserie wird der Mittelwert der drei Verrechnungssorten Lisanna KWS, BTS 440 und BTS 7300 N gleich 100 % gesetzt und alle Sorten relativ dazu dargestellt. Zur Unterscheidung der Sorten in anfällig und tolerant spielt die Ertragsleistung mit und ohne Nematodenbefall sowie die Vermehrung bzw. Reduktion der Nematodenpopulation im Boden eine wichtige Rolle.
In der Tabelle 2 sind die Mittelwerte der Leistungsparameter des Sortenleistungsvergleichs auf Standorten mit Nematodenbefall über die Versuchsjahre 2020 bis 2022 dargestellt.
Rübenertrag und bereinigter Zuckergehalt (BZG)
Den höchsten Rübenertrag erzielten absteigend die Sorten Thaddea KWS, Feliciana KWS, BTS 5715 N, Blandina KWS, Lunella KWS und Kakadu. Die davor genannten, ertragsbetonten Sorten weisen, wie auch bei den Normalsorten einen niedrigeren Zuckergehalt auf. Der bereinigte Zuckergehalt (BZG) liegt hier bei rund 95 – 99 %. Den höchsten Wert im BZG zeigt die Sorte Orpheus mit 102,8 %, gefolgt von Baronika KWS mit 102,1 %.
Bereinigter Zuckerertrag (BZE)
Im BZE der nt-Sorten nehmen die vordersten Plätze die Sorten Lunella KWS, Thaddea KWS und BTS 5715 N ein. Beim Sortenvergleich anhand des BZE sind die Unterschiede zwischen den Sorten geringer als beim Vergleich der Einzelparameter Ertrag und Zuckergehalt. Die regionale Empfehlung der nt-Sorten finden Sie in der Tabelle.

Die regionalen Sortenempfehlungen sowie die mehrjährigen Ergebnisse der Zuckerrübensortenversuche finden Sie auch online auf www.bisz.suedzucker.de unter Sorten. Hilfe bei der Sortenwahl bieten die beiden interaktiven Programme „Sortenspinne“ und„Sorten-Rangfolge“.
Blattgesundheit, Feldaufgang
Die Blattgesundheit spielt bei der Wahl einer nt-Sorte, wie auch bei einer Normalsorte, eine wichtige Rolle. Neben Cercospora beticola werden Echter Mehltau, Ramularia, Rost und Vergilbung bonitiert. Die Krankheiten werden bei der Bonitur auf einer Skala von 1 – 9 dargestellt, dabei steht 1 für eine sehr geringe und 9 für eine sehr starke Anfälligkeit.
Die blattgesunden Sorten gegen Cercospora werden angeführt von Blandina KWS (CR+ Sorte) gefolgt von BTS 6975 N, BTS 440, BTS 3645 RHC, Kakadu und Fitis. Die geringste Anfällligkeit bei Echtem Mehltau haben die Sorten Feliciana KWS gefolgt von Kakadu, Thaddea KWS und BTS 440.
Eine nicht zu vernachlässigende Eigenschaft ist der Feldaufgang. Hierbei schneidet die Fitis am besten ab, gefolgt von Kakadu und Orpheus.
BZE bei starkem Cercosporabefall
Im Bereich der nt-Sorten verändert sich bei Starkbefall die Rangfolge der Sortierung nach BZE (rechte Spalte, Tabelle 2 (CR)). Die beste Leistung zeigt Thaddea KWS. Dahinter folgen Lunella KWS, Feliciana KWS und Orpheus. Hier gilt es zu beachten, dass die einzelnen Werte teilweise aus verschiedenen Versuchsserien stammen.
