Anbau
Mehrere Larven der Rübenmotte haben die Rüben befallen. Sie fressen Gänge in die Blattstiele und in den Rübenkopf hinein. Bei starker Schädigung wird der Vegetationskegel der Rübe zerstört und der Blattneuaustrieb behindert. Oben auf dem Rübenkopf sind auch die dunklen Ausscheidungen der Larven zu sehen. Sie können zu dessen Fäulnis führen. Mottenbefall kann durch Insektizide nicht verhindert werden. Ein gutes Rübenwachstum und andauernder Blattneuaustrieb können den Schaden abmildern. In so trockenen, heißen Jahren wie 2022 ist dies nur durch mehrmalige Beregnung zu gewährleisten.
Bestände 2022
Weniger Rhizoctonia durch Trockenheit
... aber deutlich mehr Fäulnis aufgrund der Rübenmotte

Mehrere Larven der Rübenmotte haben die Rüben befallen. Sie fressen Gänge in die Blattstiele und in den Rübenkopf hinein. Bei starker Schädigung wird der Vegetationskegel der Rübe zerstört und der Blattneuaustrieb behindert. Oben auf dem Rübenkopf sind auch die dunklen Ausscheidungen der Larven zu sehen. Sie können zu dessen Fäulnis führen. Mottenbefall kann durch Insektizide nicht verhindert werden. Ein gutes Rübenwachstum und andauernder Blattneuaustrieb können den Schaden abmildern. In so trockenen, heißen Jahren wie 2022 ist dies nur durch mehrmalige Beregnung zu gewährleisten.
Bestände 2022
Weniger Rhizoctonia durch Trockenheit
... aber deutlich mehr Fäulnis aufgrund der Rübenmotte
Von Stephan Steinberger Bei der Anlieferung der Rübenernte 2022 werden vereinzelt hohe Anteile fauliger Rüben festgestellt. Diese kommen jedoch meist nicht aus den klassischen Rhizoctonia-Gebieten. Wie kam das und welche Art der Fäulnis trat auf?
Fördernde Faktoren
Die Späte Rübenfäule Rhizoctonia Solani tritt vor allem in Maisfruchtfolgen auf. Eine ungünstige Bodenstruktur, gepaart mit ausreichender Feuchtigkeit und anhaltender Wärme, fördert die Befallsentwicklung. Viele dieser Faktoren waren im Anbaujahr 2022 gegeben und hätten die weitere Ausbreitung von Rhizoctonia begünstigt.
Die häufigste Vorfrucht vor Zuckerrüben ist Wintergetreide. Bei der Ernte im Vorjahr waren die Bodenbedingungen denkbar ungünstig. Hohe Niederschlagsmengen trafen auf bereits abreifendes Getreide, das die Bodenfeuchtigkeit nicht mehr verarbeiten konnte. Dennoch boten die stehenden Halme einen gewissen Verdunstungsschutz. Die Folge waren oft tiefe Mähdrescherspuren, schlechte Strohverteilung im liegenden Getreide und ungünstige Bedingungen bei der Grundbodenbearbeitung. Wie schlecht es tatsächlich um die Bodenstruktur stand, wurde dort sichtbar, wo Zwischenfrüchte angesät wurden. Klassische Senf-Saaten spiegelten im oberirdischen Aufwuchs gut die Bedingungen im Boden wider. Teilweise verweigerte die Zwischenfrucht sogar den Feldaufgang. Erst später im Herbst waren die Bodeneigenschaften für eine tiefergehende Lockerung günstiger. Auch die Hoffnung auf eine tiefgehende Frostgare im Winter wurde nicht erfüllt.

Nicht nur in bekannten Rhizoctonia-Gebieten, sondern vor allem auch auf Trockenstandorten waren heuer deutlich mehr abgestorbene Rüben zu finden. Gerade dort wurde meist nicht damit gerechnet. Beim ersten Blick von oben lässt sich oft nicht erkennen, welche Ursachen hinter der Fäulnis stecken.
Weniger tolerantes Saatgut
Vor allem im Einzugsbereich der Werke Plattling und Rain setzten die Landwirte in der Vergangenheit auf tolerantes Saatgut. Sorten wie Premiere, Nauta und Taifun wurden über mehrere Fruchtfolgen hinweg angebaut. Zuletzt kam mit BTS 6000 RHC ein neuer Hoffnungsträger ins Sortiment. Gerade bei negativen Vorzeichen konnte dann in der Bestellung im Januar noch Saatgut nachgeordert werden, das eine gute Toleranz gegenüber Rhizoctonia aufwies. Seit ein paar Jahren geht allerdings der Anteil in diesem Segment deutlich zurück. Meist wurde dies von den Landwirten begründet mit der mittlerweile deutlichen Ertragsdifferenz zwischen tolerantem Saatgut und Standard-Sorten. Zuletzt traten auch andere Sorteneigenschaften in den Vordergrund, wie die Toleranz gegenüber Cercospora, Nematoden oder Rizomania. Diese Eigenschaften sind Rhizoctonia-Segment meist nicht zu finden. Im Jahr 2022 wurden nur noch knapp 9 % Sorten mit guter Rhizoctonia-Toleranz bestellt. Weitere 8 % nahmen Sorten wie Lomosa oder Isabella aus dem Standard-Sortiment ein, bei denen eine gewisse „Verträglichkeit“ gegen diese Wurzelkrankheit diagnostiziert wurde.

Stephan Steinberger, Arbeitsgemeinschaft Regensburg

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE
Trotz der für Rhizoctonia insgesamt günstigen Voraussetzungen trat die Krankheit nur im bisherigen „Kerngebiet“ verstärkt auf. Rüben mit Fäulnis wurden jedoch auch in vielen anderen Regionen Süddeutschlands festgestellt. Diese war jedoch meist die Folge eines Befalls durch die Rübenmotte in Kombination mit den trockenen und heißen Witterungsbedingungen.
Wie gut oder schlecht es um die Bodenstruktur steht, lässt sich an Zwischenfrüchten in der Regel gut ablesen. Im Sommer 2021 war die Weizenernte nur unter sehr feuchten Bodenverhältnissen möglich. Die Mähdrescher hinterließen oft tiefe Spuren und verteilten das Stroh bei der Mahd von liegendem Getreide nur ungleichmäßig. Diese verdichteten Böden mit einem hohen Anteil an unverrotteter organischer Masse bieten einen guten Nährboden für die Ausbreitung von Rhizoctonia. Ein hoher Maisanteil in der Fruchtfolge erhöht die Gefahr eines Rhizoctonia-Befalls deutlich. FOTOS (4): Steinberger
Trockenheit bremst die Erstinfektionen
In den Wintermonaten blieb der tiefgreifende Bodenfrost aus. Die Struktur im Unterboden wurde daher kaum verbessert. Allerdings kam es im Februar immer wieder zu Wechselfrösten, die zumindest den Oberboden schnell abtrocknen ließen und krümelig machten.
Diese guten Saatvoraussetzungen und die Sorge vor einem tiefergehenden Austrocknen der Böden, veranlasste viele Betriebe Mitte März zur Aussaat und damit für den Plattlinger Bereich ungewöhnlich früh. Im Unterboden war es hingegen wohl nicht überall so gleichmäßig trocken und die Befahrbarkeit daher an manchen Ecken grenzwertig.
Wie die meisten Pilze braucht Rhizoctonia solani für die Ausbreitung eine ausreichende Feuchtigkeit und Wärme. In der Pfingstwoche erreichten die letzten ausgiebigen Niederschläge das klassische Rhizoctonia-Gebiet. Im Juli, wenn üblicherweise die ersten Symptome im Feld sichtbar werden, herrschten sehr warme Bedingungen. Die Lufttemperaturen kletterten oft deutlich über die 30 °C-Marke.
Gleichzeitig kam es zu einer ausgeprägten Trockenheit, die kaum eine Pilzentwicklung zuließ. Mehr noch, in vielen Regionen waren schlafende Rüben zu sehen. Deutliche Schrumpfungsrisse reichten bis weit unter den Pflughorizont und verbesserten dadurch das Bodengefüge. Wo also erste Rhizoctonia-Infektionen hätten auftreten können, trockneten diese anschließend rasch wieder ein und das Pilzwachstum kam zum Erliegen.
Während das Gebiet Rain am Lech schon im August hohe Regenmengen abbekam, hielt die ausgeprägte Sommer-Dürre mit teils extrem heißen Tagen in Plattling bis zum Start der Rübenverarbeitung an. Erst Mitte September kamen die seit langem erwarteten Niederschläge. Ein außergewöhnlicher Rhizoctonia-Befall in den Schlägen war bis zu diesem Zeitpunkt nur selten.

Bei den herausgezogenen Rüben erkennt man deutlich, wo der Ausgangspunkt der Fäulnis begann. Bei Rhizoctonia (links) zeigen sich die ersten dunklen Stellen an der Seite der Rübenwurzel und breiten sich von dort aus. Rüben, die von den Larven der Rübenmotte befallen waren (rechtes Bild), faulen vom Rübenkopf her.
Dennoch Infektionen
Bei der Anlieferung der Rüben werden aber trotzdem in einigen Ladungen verstärkt faule Rüben entdeckt. Wie kam es zu diesen Infektionen? Zum einen werden faulige Rüben durch eine späte Infektion mit Rhizoctonia Solani festgestellt. Diese Rüben stammen oft aus dem altbekannten Rhizoctonia-Gebiet – aus dem Rottal, der Region um Erding oder dem Einzugsgebiet südlich von Plattling. Dies liegt mit an den oben beschriebenen Gründen. Zudem war die Wasserversorgung im Boden südlich der Linie Ulm-Augsburg-Isartal stets ausreichend für Infektionen. Eine deutliche Ausprägung der Symptome fand allerdings erst im Herbst statt, der wie das übrige Jahr ebenfalls erstaunlich warm war.
Verstärkt andere Fäulnis-Arten
Auch aus anderen Regionen treten heuer mehr faulige Rüben auf. Dies betrifft vor allem Gebiete mit ausgeprägter Trockenheit und sandigen Bodenverhältnissen, wenn dort ein Befall mit der Rübenmotte auftrat.
Die Larven der Rübenmotte fressen Gänge in die Blattstiele und in den Rübenkopf hinein. Ihre Ausscheidungen verbleiben dabei auf dem Rübenkopf. Dort können sie zu einer Fäulnis führen. Je weniger Blattneuaustrieb erfolgt, umso wahrscheinlicher ist, dass diese Fäulnissymptome am Rübenkopf auftreten. Zudem kann der Fraßschaden der Larven den Vegetationskegel so stark zerstören, dass der Blattneuaustrieb ganz ausbleibt. Heuer trat dies in allen Werksgebieten verstärkt auf, weil die trocken-heiße Witterung vielfach schlafende Rüben und reduziertes Blattwachstum bedeutete.
Bislang ist die Bekämpfung der Rübenmotte durch Insektizide nicht möglich. Die einzige Möglichkeit, den Befall zu reduzieren, ist die Beregnung der Flächen. Die aufliegenden Ausscheidungen der Larven werden abgewaschen. Zusätzlich führt dies zu neuem Blattaustrieb wodurch der Vegetationskegel erhalten bleibt.