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Nachhaltigkeit mit strategischer Bedeutung
Vom Modebegriff zur Grundlage für den langfristigen Unternehmenserfolg


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Nachhaltigkeit mit strategischer Bedeutung
Vom Modebegriff zur Grundlage für den langfristigen Unternehmenserfolg
Von Dr. Justyna Jaroszewska Der Handlungsdruck auf Unternehmen, nachhaltiger zu werden, steigt heute kontinuierlich von mehreren Seiten zugleich: Kunden, Konsumenten, Mitarbeitende, Lieferanten, Investoren und Gesetzgeber fordern überprüfbare Nachhaltigkeit. Darauf eine glaubwürdige und authentische Antwort zu finden, ist eine Herausforderung, insbesondere weil es keine pauschalen Lösungen gibt, die auf jedes Unternehmen passen würden. Für Südzucker ist Nachhaltigkeit aber mehr als nur die bloße Einhaltung von Vorgaben: Es ist vielmehr ein wesentlicher Faktor für den langfristigen Unternehmenserfolg. Deshalb wurde Nachhaltigkeit zunehmend strategisch und operativ aufgenommen und in allen Divisionen und Bereichen verankert.
Als führender Hersteller von pflanzenbasierten Lösungen für Ernährung, Energie und weitere Anwendungen will Südzucker zu einer lebenswerten, gesunden und nachhaltigen Welt beitragen. Dabei ist Nachhaltigkeit als eines von fünf Handlungsfeldern fest in der Konzernstrategie „Südzucker 2026 PLUS“ verankert. In den letzten Monaten wurde intensiv daran gearbeitet, wie sich die Südzucker-Gruppe im Bereich Nachhaltigkeit weiterentwickeln soll, wie die neu definierte strategische Ausrichtung erreicht, die Erwartungen der Stakeholder erfüllt werden und das Unternehmen auch in Zukunft erfolgreich wachsen und wirtschaften kann.
Neue Nachhaltigkeitsstrategie
Diese Überlegungen flossen in die neue Nachhaltigkeitsstrategie „Growing in Balance“ ein. Sie basiert auf den drei Säulen: People (Menschen), Planet (Umwelt) und Value (Wertschöpfung) und fasst Nachhaltigkeitsinitiativen an Produktionsstandorten, in Divisionen und auf Konzernebene mit einer gemeinsamen Klammer zusammen. Unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen und unternehmensindividuellen Relevanz wurden acht Nachhaltigkeitsthemen als strategische Schwerpunktfelder identifiziert. Diese umfassen – neben den Emissionen – die Themen Wasser, Kreislaufwirtschaft, nachhaltige Beschaffung, Arbeitssicherheit, Zufriedenheit der Mitarbeitenden, Diversität sowie Gesundheit und Ernährung (s. Abb. oben). Jetzt gilt es, eine für Südzucker richtige Balance zwischen den drei Nachhaltigkeitssäulen, den ausgewählten Bereichen und letztendlich auch zwischen ökologischen, sozialen und ökonomischen Zielen zu finden.
Zu jedem der Schwerpunktfelder werden gruppenweite Kennzahlen und Ziele definiert, um die Fortschritte daran messen zu können, sowie darauf ausgerichtete Initiativen und Maßnahmen. Bis jetzt wurden konkrete Ziele für die Bereiche Emissionen, Diversität und Arbeitssicherheit entwickelt, an den Verpflichtungen für die übrigen Schwerpunktbereiche wird gearbeitet. Wichtig ist, dass sich die Standorte und Divisionen der Gruppe miteinander vernetzen und Best Practices austauschen, dass klar wird, dass jeder und jede beitragen kann, so dass die Themen proaktiv angegangen und gemanaged werden können. Dabei beginnt – und endet – die Verantwortung nicht am Fabriktor, sondern umfasst die gesamte Wertschöpfungskette, die genauso wie der eigene Geschäftsbereich, auf ökologische und soziale Aspekte beleuchtet wird. Vor diesem Hintergrund wird ein wesentlicher Baustein für die Zielerreichung die Zusammenarbeit mit Rohstofflieferanten und weiteren Partnern sein.
Nachhaltigkeitsorganisation angepasst
Um diese Strategie verfolgen zu können, wurde auch die gruppenweite Nachhaltigkeitsorganisation weiterentwickelt sowie Rollen und Verantwortlichkeiten geschärft. Das neu geschaffene Sustainability Board überwacht im Auftrag des Vorstands die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Südzucker-Gruppe. Unter dem Vorsitz von COO Hans-Peter Gai setzt es sich aus den Leitern der Divisionen, die für Nachhaltigkeit verantwortlich zeichnen und ausgewählten Konzernfunktionen zusammen. Eine wichtige Rolle kommt den Sustainability Managern der Divisionen zu. Sie sind jeweils in ihrem Bereich für die Umsetzung der gruppenweiten Vorgaben und Ziele verantwortlich. Zusammen mit der Konzernfunktion Nachhaltigkeit bilden sie das Sustainability Team, das als Arbeitsplattform fungiert. Im Aufsichtsrat befasst sich der neu eingerichtete Ausschuss für Strategie und Nachhaltigkeit insbesondere mit Fragen der an den Prinzipien der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit orientierten Unternehmensführung und den dazu gehörigen bedeutsamsten Projekten (s. Abb. unten).
Nachhaltigkeitsorganisation in der Südzucker-Gruppe

Beitritt zur Science Based Targets Initiative
Im Zusammenhang mit dem strategischen Nachhaltigkeitsschwerpunkt „Emissionen“ hat sich Südzucker im Februar diesen Jahres der Science Based Targets Initiative (SBTi) angeschlossen, die Unternehmen einen Rahmen für wissenschaftlich fundierte, ambitionierte Klimaziele im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen bietet. Darunter werden nicht nur Ziele für die direkten Emissionen der Produktionsstandorte gefragt (Scope 1 und 2), sondern auch für die indirekten Emissionen der Lieferketten (Scope 3). Letztere wurden Anfang 2022 in der Südzucker-Gruppe erstmalig strukturiert erfasst. Dabei wurde ersichtlich, dass sie etwa drei Viertel der gesamten Emissionen des Konzerns ausmachen (s. Abb. unten).
Zusammensetzung von Corporate Carbon Footprint der Südzucker-Gruppe im Basisjahr 2018

Mit der SBTi-Verpflichtung hat Südzucker das bisherige Reduktionsziel für das Jahr 2030 – ausgehend von 3,7 Mio. t CO2 im Basisjahr 2018 – bei den Emissionen Scope 1 und 2 von 30 % auf 50 % erhöht. Die als für die Zielerreichung erforderlich identifizierten Projekte zur Emissionsreduktion in den einzelnen Divisionen werden schrittweise in die Investitionsplanung aufgenommen. An erster Stelle stehen die Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz, gefolgt von den Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen Scope 1 bzw. Scope 2, wobei der schrittweise Ausstieg aus der Kohle bis 2032 sowie die schrittweise Umstellung auf erneuerbare Brennstoffe eine wesentliche Rolle spielen.
Klimaschutz in den Lieferketten
Darüber hinaus hat sich Südzucker ein Reduktionsziel für die Scope-3-Emissionen gesetzt. Im Einklang mit den SBTi-Kriterien wird angestrebt, gegenüber dem Jahr 2018 bis 2030 mindestens 30 % dieser Emissionen einzusparen. Ca. 80 % der Scope-3-Emissionen der Gruppe entfallen auf den Einkauf von Agrarrohstoffen, insbesondere Zuckerrüben, Weizen, Mais und Milchprodukten. Vor diesem Hintergrund wird klar: Ohne einen wesentlichen Beitrag der Landwirtschaft wird es nicht gelingen, klimaneutral zu produzieren. Erste Ansätze für den Reduktionspfad im Bereich Scope 3 werden bereits partnerschaftlich mit den Rübenanbauern erprobt.

Dr. Justyna Jaroszewska Director Corporate Sustainability, Südzucker AG
