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Zuckerrübenernte in der Region Kassel im November 2022. Lange herrschten günstige Bedingungen für eine verlustarme und schonende Rodung der Rüben FOTO: Nagel
Das Trockenjahr hat Spuren hinterlassen
Erträge leicht unter dem langjährigen Durchschnitt – aber mit breiter Streuung
Zuckerrübenernte in der Region Kassel im November 2022. Lange herrschten günstige Bedingungen für eine verlustarme und schonende Rodung der Rüben FOTO: Nagel
Das Trockenjahr hat Spuren hinterlassen
Erträge leicht unter dem langjährigen Durchschnitt – aber mit breiter Streuung
Von Rüdiger Nagel und Marie-Christin Mayer
Verbandsgebiet Kassel
na – Die Verarbeitung von Zuckerrüben im Südzuckerwerk Wabern läuft bereits seit Anfang September und ein großer Teil der erwarteten Rübenmengen ist bereits verarbeitet – Zeit für ein Zwischenfazit.
Regen erst im September
Aufgrund der Unsicherheiten im Energiebereich wurde bewusst früh mit der Kampagne begonnen. Anfänglich zeigten sich erwartungsgemäß niedrige Rübenerträge. Aber inzwischen haben sich die Werte der Schlagfertigmeldungen auf ein erfreuliches Niveau entwickelt. Die extrem trockenen Bedingungen entspannten sich mit im September einsetzenden Niederschlägen. Damit verbesserten sich die Rodebedingungen und die Rübenbestände reagierten mit Blattneubildung und Rückgang der Zuckergehalte. Allerdings führten die veränderten Witterungsbedingungen dann doch relativ schnell zu neuem vegetativem Wachstum und Anstieg der Zuckerwerte.
Besonders deutlich hat sich auch inzwischen eine alt bekannte Erkenntnis bestätigt, dass schwächere Rübenbestände, die besonders unter der Trockenheit gelitten hatten, ein deutlich geringeres Zuwachspotenzial zeigen, als relativ gute Bestände, die noch beachtlich zulegen konnten. Somit zeigen sich auch zum Ende der Kampagne immer noch starke Streuungen in den Hektarerträgen.
Trend zu später Rodung
Rodung, Verladung und Transport der Rüben wurden durch die lange Zeit im Herbst vorherrschenden günstigen Bedingungen erleichtert. Allgemein ist in diesem Jahr ein Trend zu späterer Rodung zu verzeichnen, so dass auch noch im Dezember Rüben im Boden waren. Diese langen Zeiträume zeigen sich auch vermehrt in der Ausbreitung von Blattkrankheiten. Insbesondere Cercospora und Rost spielen eine Rolle bei den spät zu rodenden Flächen.
Mietenschutz
Für alle Rüben, die laut Abfuhrplan für eine Lieferung ab der 49. KW. vorgesehen sind, ist eine Abdeckung gemäß Liefervertrag verpflichtend. Da eine Kampagne in Wabern bis Mitte Januar erwartet wird, wurde auch im Verbandsgebiet Kassle von dieser Vorgabe nicht abgewichen. Allerdings gab es einen Hinweis an die betroffenen Anbauer bei hohen Temperaturen Anfang November, die Mietenabdeckung hinauszuzögern.
Wichtig ist weiterhin, dass bei überbetrieblicher Mietenabdeckung im Portal die richtige Mietenschutzgruppe hinterlegt ist. Für Betriebe, die die Abdeckung selbst durchführen, ist zu beachten, dass der erfolgte Mietenschutz im Portal bestätigt wird.
Verbandsregion Wetterau
mma – Noch Anfang September ließen die Proberodungsergebnisse auf einen unterdurchschnittlichen Ertrag mit sehr süßen Rüben zur Kampagne 2022 schließen. Vor allem bedingt durch die Trockenheit in den Sommermonaten konnte zunächst kein Wachstum mehr generiert werden, Bestände schliefen oder Rübenblätter vertrockneten vollständig. An einigen Standorten kam es bis zu Kampagnebeginn zu einem Blattverlust von 100 %. Drei Wochen vor Kampagnestart änderten sich die Witterungsverhältnisse und nahezu flächendeckend wurden im Verbandsgebiet nennenswerte Niederschläge gemessen. Die Hoffnung auf einen Ertragszuwachs stellte sich ein. Mit der sechsten – und damit letzten Proberodung– wurde ein unterdurchschnittlicher Ertrag von rund 64 t/ha geschätzt.
Rübenverladung gestartet
Zunächst startete Mitte September in der Wetterau die Verladung der Biorüben und der Transport in das bayrische Werk Rain am Lech. Auch weiterhin werden in der Wetterau von etwa 1,5 % der Anbauer Biorüben für Südzucker produziert. Erfreulich zeigten sich die Ertragsentwicklungen der Biorüben, die trotz der Trockenheit in Summe durchschnittlich waren. Die Zuckergehalte spiegelten die Proberodungen wider und lagen überdurchschnittlich, teilweise über 18 %. Die Verladung der konventionellen Rüben startete in der letzten Septemberwoche und brachte Ernüchterung. Entgegen der Befürchtungen mehrheitlich Rodeverluste zu erhalten, konnte unter guten Bedingungen die Ernte starten. Die ersten Verladungen und Ertragsrückmeldungen aus Offstein zeigten jedoch Erträge noch unter der zuvor angenommenen Ertragserwartung aus den Proberodungen. Etwa 25 % unter dem durchschnittlichen Ertragsniveau lagen die ersten Erträge, wobei eine breite Streuung der Erträge festzustellen war. Vor allem die Niederschlagssituation in den Sommermonaten und die Wasservorräte waren ausschlaggebend. Und so bewegten sich die ersten Ertragsmeldungen zwischen 35 und 75 t/ha. Waren in der Proberodung noch überdurchschnittlich süße Rüben zu erwarten, setzten mit den nassen Witterungsbedingungen Verdünnungseffekte ein. Aufgrund des starken Blattverlustes der Rüben durch die Trockenheit, begannen diese erneut Blätter zu treiben. Zuwachs blieb zunächst aus und Zuckergehalte sanken bis zum Kampagnestart. Auch hier zeigten sich Schwankungen zwischen 18 und 16 % schon zu Beginn und unterdurchschnittliche Zuckergehalte waren in Summe die Folge. Damit waren Anbauern nicht nur durch fehlenden Ertrag, sondern auch durch niedrige Zuckergehalte in den ersten Kampagnewochen stark betroffen. Der Transport in das pfälzische Werk Offstein verlief jedoch reibungslos und die Wetterauer Transportgruppen lieferten kontinuierlich Zuckerrüben für die Verarbreitung.
Mit einem ernüchternden Start wurden in der vierten Septemberwoche die ersten Wetterauer Rüben in Offstein abgeladen. FOTO: Mayer
Unerwarteter Ertragszuwachs
Zunächst war auf einen Ertragszuwachs nicht zu hoffen. Bestände wurden wieder grün und deutlich zeigten sich faule Rüben durch den Rhizobus-Pilz oder den Befall der Rübenmotte. Mit den späten Niederschlägen setzten auch Blattkrankheiten spät ein. Vor allem Rost und Cercospora zeigten sich in spät zu rodenden Beständen sehr deutlich, da eine Blattbehandlung im Sommer aufgrund der Trockenheit nur begrenzt möglich war. Mit dem Fortgang der Verladung wurden immer häufiger auch Regionen mit durchschnittlichen bis leicht überdurchschnittlichen abgefahren. Hier waren zum einen die Blattverluste nicht flächendeckend und die Trockenheit nicht durchgehend. Dies war besonders in den weiter entfernten Regionen des Verbandsgebietes der Fall, während zentrale Regionen besonders betroffen waren. Während zunächst die Erträge so nur langsam anstiegen, zeigte sich mit Beginn der zweiten Verladerunde eine starke Ertragssteigerung. Erst etwas verzögert konnten die Rüben neben Blattwachstum auch Wachstum der Rübenkörper generieren, und so stiegen die Erträge bis zu Kalenderwoche 49 um rund 20 % seit dem Start der Kampagne. Damit liegen die Erträge zwar noch unter dem durchschnittlichen Ertragsniveau des Verbandsgebietes, konnten jedoch die Befürchtungen über fehlenden Zuwachs mildern. In Summe werden die Erträge für die Kampagne 2022 in der Wetterau das durchschnittliche Ertragsniveau auch mit Zuwachs wahrscheinlich nicht erreichen. Mit deutlichen Schwankungen fielen im Verlauf der Kampagne jedoch im Gegensatz zu den Erträgen die Zuckergehalte leicht ab und liegen aktuell bei einem unterdurchschnittlichen Niveau unter 17 %. Mit einer Steigerung ist hier durch die nun einsetzende kühlere Witterung und fehlende Sonnenstunden nicht mehr zu rechnen.
Vereinzelt zeigten sich im Verlauf auch Lieferungen mit Wertminderungen aufgrund von faulen Rüben, die sich jedoch auf Einzellieferungen beschränkten. Jedoch waren bei Befall die Schäden sehr deutlich mit weißem Schimmel an der Außenseite der Rübe und einer sich durchziehenden Fäulnis innerhalb des Rübenkörpers.
Mit zunehmend nassen Witterungsbedingungen zeigte sich auch ein Anstieg der Abzüge. Auf einem durchschnittlichen Niveau gestartet, schwanken die aktuellen Abzüge mit der feuchteren Witterungsbedingungen derzeit um rund 7-9 %. Im Durchschnitt des Verbandsgebietes werden derzeit für die Kampagne rund 7 % Abzug festgestellt. Deutlich zeigen sich in dieser Kampagne breite grüne Kränze mit kleinen Blättern an den Rübenköpfen nach der Rodung. Dies war besonders bedingt durch den späten Blattneuaustrieb.
Abstimmung zur Mietenabdeckung
Wie in jedem Jahr wurden auch zu dieser Kampagne die Anbauer in Abstimmung zwischen Verband und Rohstoffabteilung über die Entscheidung der Mietenpflege informiert. Am 18. November wurden die Anbauer per Rundschreiben über das Aussetzen der Mietenabdeckung der Kampagne 2022 für das Wetterauer Verbandsgebiet informiert. Anlass hierzu waren vor allem die Unsicherheit über die Abdeckung von Mieten mit faulen Rüben, aber auch die Planung einer kurzen Kampagne aufgrund des zu erwartenden niedrigen Ertragsniveaus.
Witterung die Herausforderung zum Kampagneende
Mit einer erhöhten Ertragserwartung für das Verbandsgebiet aber auch einer leichten Anhebung des Ertragsniveaus für das Werk Offstein wird in diesem Jahr die Kampagne voraussichtlich erst im Anschluss an die Weihnachtsfeiertage beendet sein. Mit einem nach heutigem Stand kalkulierten Ertrag von 65 t/ha für das Werk Offstein wird so eine Kampagne mit rund 93 Werkstagen im Dezember zu Ende gehen.
Hierbei gilt es jedoch, den weiteren Ertrags- und Witterungsverlauf abzuwarten. In enger Abstimmung mit den Transportgruppen findet die Planung der weiteren Anfuhr statt.