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Weizen ist der wichtigste Rohstoff für die Bioethanolproduktion in Zeitz. FOTO: CropEnergies
CropEnergies AG
Ethanolproduktion im Südzucker-Konzern
Schwierige Rahmenbedingungen auf Rohstoff- und Energiemärkten
Weizen ist der wichtigste Rohstoff für die Bioethanolproduktion in Zeitz. FOTO: CropEnergies
CropEnergies AG
Ethanolproduktion im Südzucker-Konzern
Schwierige Rahmenbedingungen auf Rohstoff- und Energiemärkten
Von Dr. Fritz Georg von Graevenitz Die aktuelle Situation stellt viele Branchen vor enorme Herausforderungen. Die extrem hohen Energiepreise in Kombination mit den ebenfalls stark angestiegenen Rohstoffpreisen zwingen viele Unternehmen dazu, die Produktion zu drosseln oder sogar komplett einzustellen.
Die Ethanolproduzenten in Europa bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont, auch wenn die Kostensteigerungen zeitweise durch hohe Ethanolerlöse ausgeglichen werden konnten. Trotz des schwierigen Marktumfeldes rechnet CropEnergies für das laufende Geschäftsjahr weiterhin mit einem Rekordergebnis, auch wenn sich die Marktbedingungen in der 2. Hälfte des Geschäftsjahres durch zunehmenden Importdruck verschlechtert haben.
Nettoimporte EU-27 & UK (Mio. m3) QUELLE: IHS Markit (2022)

Vom Risikomanagement zum Chancenmanagement
In Zeiten stark schwankender Preise auf den Beschaffungs- wie auch Absatzmärkten kommt dem Risikomanagement und hier insbesondere der Begrenzung von Preisänderungsrisiken eine besondere Bedeutung zu. Zur temporären Begrenzung dieser Risiken stehen mehrere Strategien und Instrumente zur Verfügung. Langfristig muss aber das Verhältnis zwischen Rohstoff- und Absatzpreisen stimmen, um gewinnbringend erneuerbares Ethanol herstellen zu können.
CropEnergies setzt seit jeher eine breite Palette an Absicherungsstrategien ein. Im Geschäftsmodell angelegt ist das Limitieren des Rohstoffpreisrisikos durch die gleichzeitige Herstellung von Lebens- und Futtermitteln. Denn Veränderungen der Getreidepreise spiegeln sich in aller Regel auch in den Absatzpreisen für Lebens- und Futtermitteln wider.
Eine Diversifikation bei der Beschaffung von Rohstoffen und Energieträgern sowie langfristige, oftmals regional gepflegte Lieferantenbeziehungen tragen ebenfalls zur Begrenzung der Risiken bei. Hinsichtlich der verbleibenden Preisrisiken bei Getreide und Energie setzt CropEnergies derivative Sicherungsgeschäfte ein. Insbesondere im 1. Halbjahr des Geschäftsjahrs 2022/23 konnte durch eine frühzeitige Preissicherung auf Rohstoff- und Energieseite der Anstieg der Herstellkosten abgefedert werden und gleichzeitig von vergleichsweise hohen Ethanolpreisen profitiert werden. Allerdings sind die Möglichkeiten der Absicherung begrenzt, zeitlich wie auch mengenmäßig. Angesichts der Vervielfachung der Energie- und Strompreise in Verbindung mit den anhaltend hohen Rohstoffpreisen nimmt daher der Druck auf Kostenseite zu.
Hohe Importmengen drücken Ethanolpreise in Europa
Gleichzeitig ist zu beobachten, dass sich die europäischen Ethanolpreise trotz des anhaltenden Kostendrucks auf deutlich niedrigerem Niveau bewegen als noch zur Jahresmitte. Der Preisrückgang bei Ethanol liegt vor allem an den steigenden Importen in die EU und nach Großbritannien, insbesondere aus Brasilien und den USA. Grund dafür ist die hohe Preisspanne zwischen attraktiven EU-Preisen einerseits und niedrigeren Ethanolpreisen in USA und Brasilien andererseits. Hersteller dort profitieren von deutlich niedrigeren Energie- und Rohstoffkosten im Vergleich zu Europa, wo der Krieg in der Ukraine die Energie- und Getreidemärkte fest im Griff hält. Außereuropäische Hersteller haben damit einen deutlichen Wettbewerbsvorteil, der zu einem massiven Anstieg der Ethanolexporte nach Europa führt.
Internationale Ethanolpreise (€/m3) QUELLE: Nymex, cepea/elsalq

Weitere Entwicklung schwer vorhersehbar
Wie sich die Situation auf den Märkten in den nächsten Monaten weiter entwickelt, ist schwer abzusehen. Die Getreidepreise und auch die Gaspreise stiegen bereits vor dem Krieg in der Ukraine kontinuierlich. Neben den Fundamentaldaten und den Gestehungskosten der nächsten Ernte werden sicherlich sowohl der weitere Kriegsverlauf und die Zukunft des ukrainischen Getreidekorridors als auch eine vermutlich ins Haus stehende Rezession Einfluss auf die zukünftige Entwicklung haben.
Insbesondere die hohen Energiepreise belasten die Wirtschaft. Zusammen mit den Verbänden appelliert CropEnergies daher an Entscheidungsträger in der Politik, Unternehmen mit einer energieintensiven Produktion zu unterstützen und gleiche Wettbewerbsbedingungen auf dem europäischen Ethanolmarkt sicherzustellen. Nur so können wir uns langfristig vor einer steigenden Importabhängigkeit und Unsicherheiten in den Lieferketten schützen.
