Die Schilf-Glasflügelzikade selbst ist aber nicht der direkte Schädling. Vielmehr ist sie der Vektor für zwei bakterielle Erreger, dem Y-Proteobakterium („Candidatus Arsenophonus phytopathogenicus“) und dem Stolbur-Phytoplasma („Candidatus Phytoplasma solani“), welche die Entwicklung der befallenen Pflanzen massiv hemmen. Diese bakteriellen Erreger werden beim Saugen an den Rübenblättern von den Zikaden übertragen. Sie setzen sich dabei im Phloem der Pflanze, also dem Gewebe für den Nährstofftransport, ab und sorgen dafür, dass dessen Funktion beeinträchtigt wird.
Entwicklungszyklus
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Der Entwicklungszyklus der Schilf-Glasflügelzikade beginnt mit dem Einfliegen adulter Tiere in die Rüben- bzw. Kartoffelschläge, witterungsabhängig meist gegen Ende des Frühlings. In den Schlägen saugen sie am Saftstrom und legen ihre Eier um den Rübenkörper in der Erde ab. Dort entwickeln sich im Spätsommer die Nymphen, die weiter an den Wurzeln der Rüben saugen und dadurch wiederum zum Vektor werden. Bisher wurden keine Insektizide zur Bekämpfung der Zikaden gefunden, auch biologische Maßnahmen werden noch gesucht. Es ist weiterhin unbekannt, warum besonders einige Rübensorten SBR (Syndrom der niedrigen Zuckergehalte) besser tolerieren als andere. Einziges Mittel gegen die Ausbreitung der Zikaden sind bislang Ackerfrüchte mit geringem Ausschlupf und Brachen, da diese den Zikaden die Nahrung entziehen. Es empfiehlt sich also, nach Zuckerrüben nicht sofort Winterweizen zu säen. Allerdings ist das nicht immer praxistauglich.
RNAi – neues Verfahren mit viel Potenzial
Ein erwähnenswerter Ansatz zur Bekämpfung von SBR ist die RNAi-Technologie. Hier wird durch Pflanzenschutzmittel ein natürlicher Mechanismus punktgenau in Zellkernen der Vektoren ausgelöst. Dabei werden essentielle Gene zur Proteinbildung auf sequenzspezifische Weise gestört, sodass der spezifische Zielorganismus - und nur dieser - abstirbt. Das ausgebrachte Mittel wird dann innerhalb weniger Tage rückstandslos und unschädlich abgebaut. Bei der Formulierung solcher Mittel, die über Sprühen an die Zielorganismen gebracht werden sollen, wird darauf geachtet, dass die Wirkstoffmoleküle vor äußeren Einflüssen und nach der Aufnahme im Verdauungstrakt der Zikade geschützt sind, um dann an der richtigen Stelle ihre Wirkung freizusetzen.
Dieses Verfahren befindet sich aktuell allerdings noch in der Entwicklungsphase. Man zeigt sich jedoch optimistisch ob des Erfolges auch bei einer Anwendung im Kampf gegen die Schilf-Glasflügelzikade. Auch die Zulassung in Deutschland ist noch nicht geklärt. Das könnte ebenfalls kompliziert werden.