Verschärfter Wettbewerb zeigt Wirkung - Südzucker startet Kostensenkungsprogramm

Umstellen auf Sparmodus

Größer könnten die Kontraste nicht sein: im Herbst 2014 trifft die beste Rübenernte aller Zeiten auf die miesesten Zuckermarkt-Verhältnisse seit Jahrzehnten. Was die Natur mit reichem Segen auf den europäischen Rübenfeldern hat heranwachsen lassen, ist am Markt nur mit höchster Mühe und zu desaströsen Preisen unterzubringen.

Weil noch vor einem Jahr die Ciolos-Administration in einer grandiosen Fehldiagnose einen Zuckermangel zu erkennen glaubte, hat sie dem historisch beispiellosen Preisabsturz den Weg bereitet (oder hat man diese Fehleinschätzung  bewusst vorgenommen, um die Sinnhaftigkeit der eigenen Verweigerungshaltung bei der Diskussion um die Verlängerung der  Zuckermarktordnung nach 2015 eindrücklich zu untermauern?).

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Ob sich dieser Vorschlag durchsetzt, darf bezweifelt werden.


Schwache Märkte
Landauf, landab hört man die Zuckerunternehmen über abstürzende Ergebnisse klagen. Für die Rübenpreis-Verhandlungen 2014/15 lässt das nichts Gutes erwarten. Aller Voraussicht nach ist mit deutlich unter den Vorjahren und unter den Erwartungen liegenden  Ergebnissen zu rechnen. Das dürfte der unerfreuliche Schlusspunkt unter ein ackerbaulich hervorragendes, aber betriebswirtschaftlich in vielen Bereichen enttäuschendes Jahr für die Landwirtschaft in der EU und in Deutschland werden.

Wir Landwirte selbst sind nicht allein in der Misere. Die aufnehmende Hand leidet ebenfalls. Dass manche Getreide- und Ölmühlen, Mälzereien, Molkereien und Schlachthöfe seit längerem am Rande des Existenzminimums vegetieren und einzelne von ihnen gelegentlich über die Klinge  springen, daran ist man schon gewöhnt. Jetzt trifft es also auch die über Jahrzehnte erfolgsverwöhnten Zuckerunternehmen. Allerdings hat die Krise dieser Branche eine neue Dimension, die mit der hohen Konzentration der Zuckerwirtschaft und der geringen Transportwürdigkeit ihres landwirtschaftlichen Rohstoffs zusammenhängt. Anders als bei Getreide, Milch und Schlachttieren würde der Untergang eines Zuckerunternehmens oder die Schließung einer Zuckerfabrik das Ende des Rübenanbaus im jeweiligen Einzugsgebiet bedeuten.

Wenig Verhandlungsmasse
Ist es nicht eine nahe liegende Reaktion, in solchen Zeiten besonders harte Verhandlungen bei der Verteilung der kleiner gewordenen Zuckererlöse  zu fordern. Natürlich hat niemand etwas zu verschenken, wenn es so knapp zugeht. Aber so einfach sind die Dinge nicht.

Langfristiges Denken
Es könnte passieren, dass man dabei riskiert, für kurzfristige und kleine Vorteile große und langfristige Chancen – oder sogar die Existenz - zu verspielen. Wenn die Zuckerunternehmen samt und sonders „unter Sauerstoffmangel leiden“ und das zu einem Dauerzustand wird, kann der Rübenanbau keine lukrative Zukunft mehr haben. Also liegt es im unmittelbaren Interesse der rübenanbauenden Landwirtschaft, die Fabriken wieder auf die Beine zu bringen. Das heißt ganz konkret, bei der Aufteilung der Zuckererlöse auf Fabrik und Rübenanbauer Augenmaß zu  ewahren. Was in den Jahren 2010-2013 an Rübengeld ausgeschüttet wurde, kann für die Gegenwart kein Maßstab mehr sein. Wie nach einem  opulenten Freudenfest muss man sich erst wieder an Alltagskost, vielleicht sogar einige Jahre lang an Gerichte aus „dem Rezeptbuch von  Küchenmeister Schmalhans“ gewöhnen. Wichtig ist dabei, dass beide Seiten, Landwirte und Unternehmen, gleichwertige Beiträge leisten.

Südzucker verschlankt
Südzucker hat dazu in den letzten Wochen ambitioniert vorgelegt. Ein konzernweites Effizienzsteigerungs- und Kostensenkungsprogramm ist entwickelt worden und befindet sich in Umsetzung. Einstellungsstopp und Personalabbau in der Verwaltung, Optimierung der Vertriebslogistik
und der Produktionskosten, Reduktion der Instandhaltungsaufwendungen und die Begrenzung von Investitionsausgaben sind  Maßnahmenpakete, die zu einer deutlichen Verschlankung führen sollen. Auch die Rübenanbauer müssen sich darauf einstellen, über  Produktivitätssteigerung und effizientere Strukturen ihren Beitrag für die Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit in der gesamten  Vermarktungskette zu leisten.

Dr. Hans-Jörg Gebhard, Vorsitzender des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer e.V.