Markt, Politk und Ökonomie

Biorübenlogistik und anschließende Bodenbearbeitung – Hand in Hand – die guten Bodenverhältnisse konnten genutzt werden. FOTO: Murmann

Biorüben­­kam­pag­ne 2022

Erträge unter Vorjahr – starke regionale Unterschiede

Gerhard Murmann, Südzucker AG, Rübenabteilung Bayern

Von Gerhard Murmann Biozucker, hergestellt aus heimischen Biozuckerrüben, erfreut sich weiterhin steigender Nachfrage. Um den Bedarf zu decken, konnte auch in diesem Jahr die Anbaufläche weiter ausgedehnt werden.

Ein extremes Trockenjahr folgt einem regenreichen Vorjahr

Das diesjährige Anbaujahr begann vielversprechend. Eine frühe Aussaat bei sehr guten Bodenverhältnissen stimmte optimistisch. Einen ersten Dämpfer erteilten die widrigen Witterungsverhältnisse zum Monatswechsel März/April. Vor allem im fränkischen Anbaugebiet setzten Tiefsttemperaturen um die - 8 °C und Verkrustung den Biorüben zu und führten zu einer Nachsaat auf einer Fläche von ca. 60 ha.

Die anschließend sehr guten Wachstumsbedingungen konnten die Bestände nutzen, um den Vegetationsrückstand aufzuholen und Lücken zu schließen. Ein früher Reihenschluss war damit möglich.

Die außergewöhnlich lange Trockenperiode in den Sommermonaten in Verbindung mit sehr hohen Tagestemperaturen führte dazu, dass die Ertragserwartungen zurückgenommen werden mussten. Bis Ende August betrug das Niederschlagsdefizit in vielen Regionen im 5-jährigen Durchschnitt 100 l. In den Einzugsgebieten der Werke Ochsenfurt und Offenau bis zu 150 l.

Rodebedingungen – ein Spiegelbild der ungleichen Niederschlagsverteilung

Die Rodebedingungen zum Start der Biokampagne am 6. September waren für Fahrer und Technik vor allem in den Trockengebieten herausfordernd. Niederschläge, welche für die zweite Woche der Biokampagne angekündigt waren, konnten zum Teil dazu genutzt werden, die Rodeplanung an die Bodenverhältnisse anzupassen. Damit war es am Ende möglich, alle Biorüben zu roden. Vor dem Hintergrund der erschwerten Bedingungen eine besondere Leistung aller Beteiligten!

Erträge und Zuckergehalte

Die regional sehr unterschiedlichen Niederschlagsverhältnisse im Jahresverlauf spiegeln sich auch im Ernteergebnis wider. Regionen mit einer noch ausreichenden Wasserversorgung – wie das Einzugsgebiet von Rain am Lech – erzielten hohe Biorübenerträge mit im Durchschnitt ca. 64 t/ha bei niedrigen Zuckergehalten.

Mit einem Durchschnittsertrag von ca. 50 t/ha über alle Einzugsgebiete wurde das Vorjahresergebnis um 10 t/ha verfehlt. Regionen mit einem deutlich darunter liegenden Ertragsniveau zeichneten sich mit Zuckergehalten von annähernd 19 %, mit Einzellieferungen bis über 22 %, aus. Dadurch konnten die Biorüben ein Teil des Minderertrags ausgleichen.

Biorübenverarbeitung und Übergang zur konventionellen Kampagne

Die erfolgreiche Regulierung des Beikrauts ist nicht nur für die Wirtschaftlichkeit des Biozuckerrübenanbaus entscheidend. Sie legt auch den Grundstein für eine störungsfreie Kampagne. Die Verarbeitung im Südzucker Werk Rain am Lech verlief vom ersten bis zum letzten Tag reibungslos auf hohem Niveau.

Die letzten Biorüben wurden im Verlauf des Sonntags, 18. September, verarbeitet. Bereits am darauffolgenden Dienstag, 20. September, konnte die konventionelle Kampagne ab 06:00 Uhr mit der Übernahme der ersten Lieferungen begonnen werden. In enger Abstimmung mit den Verantwortlichen für die Biozertifizierung gelang es, die Übergangsphase so kurz wie möglich zu gestalten.

Ausblick

Vor dem Hintergrund hoher Energiekosten und gestiegener Preise für Lebensmittel stellt sich die Frage, inwieweit sich dies auf den Absatz von Biozucker auswirkt.

Laut GfK-Nachhaltigkeitsindex (Gesellschaft für Konsumforschung) von August 2022 liegen Bioprodukte weiterhin im Trend. War der Umsatz im Gesamtmarkt mit Waren des täglichen Bedarfs im 1. Halbjahr 2022 rückläufig, so blieb der Umsatz im Biosegment im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant.

Mit einem Anteil von lediglich ca. 30 % am europäischen Biozuckerbedarf – der überwiegende Anteil ist nach wie vor Biorohrzucker – besteht darüber hinaus noch ein großes Marktpotenzial für regionalen, unter höchsten Bio-Standards hergestellten Biorübenzucker.

Rodung in Franken – Einsatz unter erschwerten Bedingungen. FOTO: Vogel

Auf die beteiligten Abfuhrgemeinschaften ist Verlass. FOTO: Murmann