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Während der Anlieferung der Bio-Rüben in Rain sind zwei Entladestellen in Betrieb. Die größte Rübenmenge stammte aus dem Rainer Einzugsgebiet, gefolgt von Franken. Bei einem leicht höheren Zuckergehalt blieben die Rübenerträge aber hinter den Vorjahreswerten zurück. Mit einer reibungslosen Anfuhr und Verarbeitung konnte die Biorübenkampagne nach zwölf Tagen gut abgeschlossen werden. FOTO: Steinberger

Rübenernte 2022

Erträge stark unterschiedlich

Wasseraufnahme verringert den Zuckergehalt und steigert die Erträge

st – Das Jahr 2022 wird – nach 2018 und 2019 – als nächstes Trockenjahr in die Klimaaufzeichnungen eingehen. Während die Klimaforscher häufig die Jahressumme betrachten, ist für die Landwirtschaft vor allem der Niederschlag in den warmen Monaten sehr wichtig. Dabei unterscheiden sich die Regionen innerhalb Bayerns enorm. Am stärksten war Franken von der Trockenheit betroffen, diese begann bereits im Mai und endete erst Mitte September. In Plattling war der Mai ebenfalls trocken, so dass die Getreidebestände auf leichten Standorten bereits die Bestockungstriebe reduzierten. Im Juni erreichten die meisten Regionen ausgiebige Regenmengen, die bis in den Juli hinein die Pflanzen versorgen konnten. Die Monate Juli und August waren nahezu niederschlagsfrei und erst im September drang die Feuchtigkeit wieder bis Krummentiefe vor. In Rain blieb der Juni-Regen aus, die Trockenheit begann einen Monat früher, dafür endete sie bereits im August. Je südlicher die Lage, desto eher waren auch zwischendurch Niederschläge möglich.

Schlafende Rüben

Diese beklagenswerte Niederschlagsverteilung führte während der Vegetationszeit häufig zu schlafenden Rüben. Vor allem Beregnungsbetriebe hatten viel zu tun.

Die Witterungssituation führte auch dazu, dass das Cercospora-Management in diesem Jahr gelang. Einerseits fehlte die für Infektionen notwendige Feuchtigkeit, selbst Tau kam selten vor. Andererseits war der Blattapparat auch auf tiefgründigen Standorten nur schwach ausgebildet, so dass die Bestände gut durchlüftet wurden und mit Fungiziden ausgiebig benetzt werden konnten. Durch die Notfallzulassungen guter Wirkstoffe konnten effektive Produkte eingesetzt werden. Mittlerweile setzen fast alle Landwirte auf Sorten mit einer guten Blattgesundheit.

Nach den ersten Niederschlägen kam es Anfang September allerdings zu weiteren Infektionen, die dann noch vereinzelt zu „braunen“ Beständen führten.

Kontrollaufrufe versandt

Wie jedes Jahr wurden die Landwirte mit dem Blattkrankheitenmonitoring bei der Cercosporabekämpfung unterstützt. Dabei kontrollieren geschulte Boniteure wöchentlich 65 Standorte im Einzugsgebiet der beiden Werke auf das Auftreten der pilzlichen Erreger. Schon in der letzten Juniwoche wurden Cercospora-Erreger im Raum Plattling entdeckt. Dies wurde sogleich den Landwirten dieser Region mitgeteilt und sie wurden zur verstärkten Eigenbonitur aufgefordert.

Bis Anfang September mussten trotz Trockenheit insgesamt drei dieser Kontrollaufrufe an die Plattlinger Landwirte versandt werden. Weil im Rainer Gebiet die Trockenheit früher einsetzte, wurden hier überwiegend nur zwei Aufrufe versandt, in zwei Regionen blieb es sogar bei einem Aufruf. Rückblickend konnte der Beflallsverlauf gut erfasst werden. Mit dem Blattkrankheitenmonitoring konnte den Anbauern eine fundierte Hilfestellung zur Entscheidung und Terminierung der Fungizidapplikation geboten werden.

Weniger Krankheiten

Bis zum Kampagnestart wurden wenige weitere Krankheiten und Schäden an den Rüben gesichtet. Die teilweise festgestellten Fraßschäden in den Rübenblättern stammten oftmals noch von Schnecken. Lochfraß durch die Larven der Gammaeulen-Raupen wurde selten entdeckt. Die typischen nesterweisen Aufhellungen in den Beständen, die auf einen Befall mit dem Rübenvergilbungsvirus hindeuten, waren deutlich weniger als im Vorjahr.

Die Sorge, dass 2022 zu einem starken Rhizoctonia-Jahr würde, zeigte sich bislang als teilweise verfrüht. Die Voraussetzungen für eine Infektion waren jedoch zunächst sehr gut. Eine nicht immer gelungene Strohverteilung im Vorjahr, nasse Bedingungen bei der Bodenbearbeitung und fehlende Frostgare erhöhten das Gefahrenlevel. Oft noch umfangreiche Juni-Niederschläge und darauffolgend hohe Temperaturen sind für Rhizoctonia ebenfalls förderlich. Die anhaltende Trockenheit und tiefgehende Schrumpfungsrisse im Boden verhinderten jedoch eine überdurchschnittliche Ausbreitung der Krankheit. Faulige Rüben werden bei der Rübenbegutachtung dennoch festgestellt. In einigen Regionen hat die Bodenfeuchtigkeit für Rhizoctonia-Infektionen ausgereicht. In besonders trockenen Gebieten führte auch der Befall durch die Rübenmotte zu einem fauligen Rübenkopf. Die Larven der Rübenmotte fressen tiefe Gänge in die Blattstiele und den Rübenkopf. Bei durch Trockenheit fehlendem Blattneuaustrieb wird nicht selten der gesamte Vegetationskegel zerstört. Auch die oben aufliegenden Ausscheidungen der Larven können das Faulen des Rübenkopfes verursachen.

Besser nichts fallen lassen – tiefgehende Schrumpfungsrisse zeigen auf, wie trocken manche Standorte im Sommer waren. Der untere Blattkranz der älteren Blätter wurde bereits reduziert, dennoch reichte die Restfeuchte hier zum Erhalt eines vergleichsweise großen Blattapparates.

Proberodungen

Mit Spannung wurde das Ergebnis der ersten Proberodungen erwartet. Diese fanden schon am 1. August, also noch direkt in der Trockenphase, statt und wurden anschließend im zweiwöchigen Rhythmus durchgeführt. Viele Landwirte schauten etwas ungläubig auf das gute Ergebnis im bereinigten Zuckerertrag. In Plattling lagen Rübengewicht und Zuckergehalt über dem 5-jährigen Schnitt. In Rain war zwar ein unterdurchschnittlicher Ertrag zu erwarten, mit 18,2 % Polarisation war aber ein rekordverdächtiger Zuckergehalt gemessen worden. Das Gewicht des Rübenblattes war so niedrig wie noch nie. Durch fehlende Niederschläge reduzierten die Rüben den Blattapparat auf ein Minimum.

Da auch zum zweiten Termin keine ausgiebigen Niederschläge eingetreten waren, wurden die Ernteschätzungen auf 85 t/ha in Rain und 87 t/ha in Plattling reduziert. Mit einsetzenden Niederschlägen drehte sich – vor allem in Rain – dieses Bild ab der dritten Proberodung. Die Plattlinger Standorte zeigten auch beim vierten Termin noch erfreuliche Werte bei Ertrag und Zuckergehalt. Die Rainer Rüben hatten sich bis zum Durchgewicht „vollgesaugt“. Dies führte zu Verdünnungseffekten mit in Folge sinkenden Zuckergehalten. Der einsetzende Blattneuaustrieb ging aber zusätzlich zu Lasten des Zuckergehaltes, der rasant auf unterdurchschnittliche 15,5 % Pol. absackte.

Bio-Kampagne mit Höhen und Tiefen

Auf Grund der Unsicherheiten in der Energieversorgung startete die Kampagne sehr früh. In Rain wurden schon am 6. September die ersten Bio-Rüben angeliefert. Schon beim Blick auf die ankommenden Ladungen war deutlich ersichtlich, dass das fränkische Gebiet deutlich stärker unter der Trockenheit litt als die Region Südbayern. Dies sah man nicht nur an der Rübengröße. Bei den trockenen, harten Bodenverhältnissen war die Rodung gebietsübergreifend schwierig und auf manchen Standorten unmöglich. Mit flach eingestellten Rodescharen wurden die Rüben abgerissen und wertvoller Ertrag blieb im Boden. Arbeiteten die Rodeaggregate zu tief, wurden Kluten herausgelöst, die weder vom Roder noch vom Ladegerät beseitigt werden konnten. Am 16. September konnte die Anfuhr gut abgeschlossen werden, zwei Tage später endete die Verarbeitung.

Enorme Ertragsunterschiede

In Plattling kamen die ersten Rüben am 8. September ins Werk, Rain stieg am 19. September mit der Anlieferung konventionell erzeugter Rüben ebenfalls wieder in den Kampagnebetrieb ein. Wie bei den Biorüben zeigte sich auch hier ein großer Unterschied zwischen den Ladungen bei Ertrag, Zuckergehalt und Inhaltsstoffen. Die Rübenerträge wiesen ein Süd-Nord-Gefälle auf. Im Regensburger Gebiet wurde meist weniger Niederschlag verzeichnet als entlang der Isar. Dies spiegelte sich in den Erträgen wider. Der Zuckergehalt lag in der ersten Verarbeitungswoche mit einer breiten Streuung durchschnittlich bei 16,9 % in Plattling. Ab 20. September zeigte sich eine abnehmende Tendenz. Rain startete zu diesem Zeitpunkt mit ca. 15,5 % Polarisation, wobei die Rübengröße der ersten Ladungen zumindest auf gute Ertragsergebnisse hindeutete. Die Verarbeitung in Plattling lag anfangs noch unter der Wunschleistung. Nach gut einer Woche mit wenigen Reparaturen wurde aber auch hier die Soll-Leistung erreicht. Die Besatzwerte lagen zu Kampagnebeginn noch bei etwa 4 %. Nach einer Niederschlagswoche erreichten mehr frisch gerodete Rüben das Werk. Da diese oft während der Regenfälle gerodet und verladen wurden, stiegen dann auch die Besatzwerte an.

Vorbereitungen für 2023

Nicht nur die Düngeverordnung, sondern auch die neuen Konditionalitäten der GAP-Regelungen (GLÖZ) erfordern beispielsweise die Bodenbedeckung, also den Zwischenfrucht-anbau über den Winter. Falls die Flächenplanung zu einer weiteren Lieferrechtsaufstockung führt, sollte diese bis Ende November abgeschlossen werden. Gleichen Sie hierfür auch den Rübenliefervertrag mit der endgültigen Flächenplanung ab.