Anbau

Was macht die Mulchsaat?

2023 – das letzte Jahr mit Glyphosat

Dr. Larissa Kamp, Verband baden-württembergischer Zuckerrübenanbauer, Heilbronn

Von Dr. Larissa Kamp Ein kleiner Vorgeschmack auf den endgültigen Wegfall von Glyphosat gab es bereits mit der fünften Änderung der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung. Seit dieser Änderung ist der Einsatz von Glyphosat in Wasserschutzgebieten, Heilquellenschutzgebieten und Kern- und Pflegezonen von Biosphärenreservaten verboten. Ab dem 31. Dezember 2023 wird der Einsatz von Glyphosat in Deutschland flächendeckend verboten. Damit wird der Anteil an Betrieben, die mit Mulchsaatverfahren arbeiten, abnehmen. Auf die Betriebe, die weiterhin daran festhalten wollen, kommen ein höherer Aufwand und viele neue Unsicherheiten zu.

Ein entscheidender Punkt in der Erfolgsfrage um das Mulchsaatverfahren ohne Glyphosat wird die Bearbeitung der Zwischenfrucht sein. Wenn die Bearbeitungsschritte an einen fixen Termin gebunden sind und nicht nach Witterung und betriebsspezifisch entschieden werden können, gleicht es einem unkalkulierbaren Risiko für den Betrieb. Es muss gegeben sein, dass die Arbeitsschritte dann ausgeführt werden, wenn es die Witterung hergibt. Die Befahrbarkeit der Böden vorausgesetzt.

Das Mulchsaatverfahren und seine Vorteile

Die Mulchsaat hat in vielen Betrieben ihre Berechtigung, um eine Vielzahl an positiven Effekten zu erzielen. Die Böden und insbesondere das Bodenleben werden geschont, die Wasserinfiltration erhöht, Humusanreicherung gefördert, die Erosion in Hanglagen wird vermindert und die Befahrbarkeit der Böden verbessert. Insgesamt wird die Bodenstruktur verbessert und unempfindlicher gegenüber Verdichtungen.

Die letzten Jahre haben immer wieder durch Starkregenereignisse gezeigt, wie wichtig der Erosionsschutz ist, welcher hier im Vordergrund steht. Auch der Schutz vor Nitratauswaschung über die Wintermonate durch die Zwischenfrucht ist ein schlagendes Argument für die Mulchsaat. Im zeitigen Frühjahr sind dann auch die Bedingungen für die Jugendentwicklung der Folgekultur verbessert. Gerade auf kalten Standorten kann diese durch eine schnellere Bodenerwärmung verbessert werden.

Somit ist das Mulchsaatverfahren für viele Betriebe ein Grundsatz der Bewirtschaftung, um langfristig, nachhaltig und bodenschonend zu wirtschaften. Damit dieses System funktionieren kann, ist an manchen Standorten und in manchen Jahren allerdings der Einsatz eines Totalherbizids unabdingbar, um die Altverunkrautung vor der Aussaat der Folgekultur zu bekämpfen.

Altverunkrautung und milde Winter sind die großen Probleme

Das Verbot von Glyphosat ist daher insofern problematisch, dass es oftmals dort eingesetzt wird, wo pflügen nicht möglich (verboten) oder nicht sinnvoll (Erosion) ist.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

Zusammenfassend kann für Hessen-Pfalz festgestellt werden, dass das Jahr 2022 in der Fläche kein ausgesprochenes Blattkrankheiten-Jahr war. Der Zusatz von Kontaktmitteln hat im Wesentlichen in den Beregnungsregionen geholfen, auftretende Infektionen mit Blattpilzen zu kontrollieren. Die hohen Temperaturen haben keine anhaltend hohe Luftfeuchtigkeit zugelassen, so dass die Sporulation auf den Blättern immer wieder unterbrochen wurde und sich auch damit geringere Befallsstärken in den Zuckerrübenfeldern zeigten. Nicht vorhersehbar war die doch recht gute Fungizidauswahl, bedingt durch die ausgesprochenen Notfallzulassungen für Kontaktfungizide (Kupfer) und für neuere Azolwirkstoffe. Bei der etwas verhalteneren Cercosporaentwicklung werden viele Anbauer keine Unterschiede zwischen schwächeren und besseren Fungiziden im Jahr 2022 feststellen können. Dies wird erst bei stärkerem Befallsverläufen deutlich. Somit sollte für Bayern 2022 ein eher beherrschbares Blattkrankheitsjahr zu Ende gehen, wenngleich am Ende doch der eine oder andere Schlag durch die starken Frühinfektionen oder den unterschätzten Augustbefall ein braunes Ende finden wird.

Versuchsfläche in Baden-Württemberg mit vier unterschiedlichen Zwischenfruchtmischungen. Neben dem Abfrierverhalten sollen auch der Effekt auf die Folgekultur und unterschiedliche Bearbeitungszeitpunkte untersucht werden. FOTO: Schwerdtle

Abgelegte Pille bei der Aussaat von Zuckerrüben im Mulchsaatverfahren. Gute Bodenfeuchte und Anschluss im Saatbeet bieten beste Bedingungen. FOTOS (3): Bross

Somit hat der Landwirt dort kaum noch eine Handhabe, der Altverunkrautung Herr zu werden, da er weder chemisch noch mechanisch bearbeiten kann. Er muss sich also bei Anwendung des Mulchsaatverfahrens darauf verlassen, dass die ausgesäte Zwischenfrucht entsprechend abfriert und dann von ihm bearbeitet werden kann und dass die Mulchschicht eine ausreichende Unkrautunterdrückung gewährleistet.

Problematisch wird es auch dann, wenn der Einsatz in Stoppeln wegfällt. Hier sind dann mehrfache Bearbeitungsschritte notwendig, um die Verunkrautung zu verhindern. Durch diese mechanische Bearbeitung wird auch die Stickstoffmineralisation angeregt, welche nicht zielführend ist.

Neben der Problematik der Altverunkrautung stellen die immer milderen Winter ohne richtige Frostereignisse ein Problem dar. In den letzten Jahren konnte in vielen Regionen ein sicheres Abfrieren der Zwischenfrucht nicht mehr gewährleistet werden. Insbesondere die erosionsgefährdeten Regionen, wie beispielsweise der Kraichgau in Baden-Württemberg, kann sich nicht auf sichere Fröste im Winter verlassen.

Zwischenfrucht

Durch die Einschränkungen bei der Bearbeitung der Zwischenfruchtbestände muss der Fokus auf die Wahl der richtigen Zwischenfrucht(Mischung) sowie den Aussaattermin gelegt werden. Wie immer gilt auch hier, dass diese Entscheidungen standortspezifisch getroffen werden müssen. Grundsätzlich gilt, dass durch einen dichten, gut entwickelten Zwischenfruchtbestand, eine mögliche Verunkrautung unterdrückt wird. Der Aussaattermin sollte nicht zu weit in den Herbst rücken, um noch eine ausreichende Etablierung zu gewährleisten. Andersherum ist es wichtig, bei milden Temperaturen nicht zu früh auszusäen um eine zu schnelle/weite Entwicklung der Bestände zu verhindern. Wenn der Standort tendenziell durch milde Temperaturen geprägt ist, sollte dies bei der Auswahl der Mischungskomponenten berücksichtigt werden. Bei der Zuckerrübe gilt generell, dass nematodenresistente Sorten wie z.B. Senf oder Ölrettich ausgesät werden sollten. Je nach Mischung sollte auch die Aussaattechnik angepasst werden bzw. ist eine breitwürfige Saat nicht bei allen Mischungen ideal. Hier sollte lieber auf Drillsaat zurückgegriffen werden.

Die milden Winter haben in den letzten Jahren das Angebot an Zwischenfruchtmischungen stark verändert. So wird vermehrt auf stark frostsensitive Mischungen gesetzt, um das Abfrieren sicher gewährleisten zu können.

Aussaat der Zuckerrüben im Frühjahr.