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Mit einem starken Team im Rücken nahm der Verbandsvorsitzende Walter Manz am 8. September in Undenheim den Förderbescheid in Höhe von knapp 2 Mio. € für das neue „SONAR“-Projekt von Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt entgegen. FOTO: Wendel

Jahreshauptversammlung in Undenheim

Innovation statt praxisferne Verbote

Zuckerrübenanbauer warnen vor dramatischen Konsequenzen einer verfehlten EU-Politik

cw – Zu seiner Jahreshauptversammlung am 8. September in Undenheim konnte der Verband der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer etwa 150 Gäste aus Landwirtschaft, Politik, Forschung, Industrie und Beratung sowie nationaler als auch internationaler Verbände begrüßen.

Förderbescheid für neues SONAR-Projekt übergeben

Prominente Hauptredner waren dabei Daniela Schmitt, Ministerin für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, sowie Dr. Thomas de Witte vom Thünen-Institut für Betriebswirtschaft. Im Vordergrund ihrer Referate standen insbesondere mögliche Lösungsansätze für die aktuellen vielfältigen Herausforderungen im Ackerbau. Vor diesem Hintergrund referierten auch die jungen Forschenden aus den Projekten NIKIZ (www.nikiz.de) und SONAR.

Der Verbandsvorsitzende Walter Manz freute sich daher besonders darüber, dass Ministerin Schmitt an diesem Tag nicht nur als Referentin gekommen war, sondern auch als Überbringerin des Förderbescheides für das neue „SONAR“-Projekt (SOrtenwahl für NAchhaltigkeit und Resilienz).

Vorreiter in Sachen nachhaltiger Fortschritt

„Gerade wir Zuckerrübenanbauer im Südwesten haben uns dem nachhaltigen Fortschritt nie verschlossen, sondern sind hier – im Gegenteil – immer vorangegangen“, betonte Manz in seiner Ansprache. „Gerade weil wir hier den Folgen des Klimawandels so exponiert ausgesetzt sind. Nicht zuletzt unsere langjährige Projektarbeit zu nachhaltigen Zukunftskonzepten legt Zeugnis davon ab. Und eben aus dieser praktischen Projektarbeit wissen wir sehr genau aus erster Hand, was geht und was noch nicht oder ggf. auch gar nicht geht.“ Europa habe die Verantwortung, seine Gunststandorte für die Lebensmittelsicherung der Welt fruchtbar und produktiv zu erhalten, bekräftigte Manz. „Aber das gelingt uns nicht mit einer <Wende>. Nicht <zurück> ist der richtige Weg, sondern <nach vorne> – und das mit Mut zur Innovation!“

Der Verbandsvorsitzende warnte eindrücklich vor einem „fatalen Irrweg der europäischen Landwirtschaftspolitik. „Es wäre fatal, aus einem falschen Schwarz-Weiß-Denken heraus den chemischen Pflanzenschutz komplett zum Teufel zu jagen“, stellte er klar. Genau das tue die EU-Kommission aber faktisch gerade mit ihren Vorschlägen für eine neue „Verordnung über die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln“.

Chemischer Pflanzenschutz bleibt unverzichtbar

„Wer solche Vorschläge macht, beweist nur immer wieder aufs Neue, wie erschreckend weit weg von der Praxis er ist“, erklärte Manz. Die von der EU-Kommission benannten „Alternativen zu chemischen Pestiziden“ unterzog er einem Faktencheck mit dem eindeutigen Ergebnis: „Von echten praxisreifen Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz sind wir noch weit entfernt!“ Sehr deutlich machte Manz in diesem Zusammenhang: „Ein Verzicht auf chemischen Pflanzenschutz wird NICHT dazu führen, dass unsere Landwirtschaft ´resilienter` wird. Er wird vielmehr bewirken, dass wir uns immer weniger gegen die Folgen des Klimawandels wehren können und ihm zunehmend hilflos ausgeliefert sind!“ Vor allem aber müsse sich jeder in aller Deutlichkeit bewusst sein: „Die ganz unmittelbare Konsequenz aus einer Umsetzung der aktuellen Vorschläge der EU-Kommission wird eine nochmalige drastische Erhöhung der bereits jetzt deutlich angestiegenen Lebensmittelpreise sein!“

Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt versprach, sich für Nachbesserungen beim vorliegenden EU-Verordnungsentwurf zu einer „nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln“ einzusetzen.

Dr. Thomas de Witte vom Thünen-Institut prognostizierte: Neben technologischen Innovationen werden künftig verstärkt ackerbauliche Lösungen relevant werden.

Mehr praxisgerechte Forschung bitte!

Die Landwirtschaft brauche keine weiteren ideologischen, praxisfremden Verbotskataloge, sondern sie brauche – auch im Interesse der sozialen Stabilität – endlich echte Unterstützung durch die Politik, die nicht zuletzt angesichts der Herausforderungen eines fortschreitenden Klimawandels dringend nötig sei. Dabei helfe das „Prinzip Hoffnung“ nicht weiter. Denn, so Manz: „Alternativen entstehen nicht dadurch, dass man andere Dinge verbietet, sondern sie entstehen durch Forschung. Und die bitte an den richtigen Stellen und nicht nur einseitig mit der Ideologie-Scheuklappe vergeben!“

Landwirtschaftsministerin Daniela Schmitt erklärte, sie habe in Brüssel gegenüber Umweltkommissar Sinkevicius deutlich gemacht, dass der vorliegende Verordnungsentwurf zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln in dieser Fassung „nicht tragbar“ sei. Ziel müsse es sein, ökonomische und ökologische Interessen in Einklang zu bringen. In diesem Zusammenhang dankte die Ministerin den hessisch-pfälzischen Zuckerrübenanbauern, „dass Sie sich mit ganz viel Engagement und Wissen gemeinsam mit uns auf den Weg gemacht haben!“ Gerade Forschungsprojekte wie NIKIZ und SONAR seien die richtige Antwort auf die Herausforderungen der Zeit.

Dr. Thomas de Witte konnte zeigen, dass der Zuckerrübenanbau auf Ebene der Rohstoffkosten grundsätzlich wettbewerbsfähig ist. Als „Baustellen“ benannte er jedoch die Verarbeitungskosten (Weltmarkt) sowie den politischen Einfluss (Europa). Generell bestätigte er einen wachsenden gesellschaftlichen Druck, machte allerdings gleichzeitig deutlich, dass sich aktuell weltweit erhebliche Probleme auch in den landwirtschaftlichen Produktionssystemen ergeben. Dabei stellte er fest, dass viele wissenschaftliche Ansätze existieren, konkrete Umsetzungskonzepte in der Praxis jedoch trotz postulierter Ziele nach wie vor fehlen.

Eva Therhaag berichtete über die NIKIZ-Projektarbeit.

Helen Pfitzner berichtete über die NIKIZ-Projektarbeit.

Anna Dettweiler stellte die Inhalte und Ziele des neuen „SONAR“-Projektes vor.