Anbau

Zuckerrüben-Erntetechnik

Was gibt es Neues?

Weiterentwicklungen bei Grimme, Holmer, ROPA und Vervaet

Holmer Terra Dos T4 – Innovationen stecken im Detail. WERKFOTO

Von Dr. Oliver Schmittmann, AG Agrartechnik und Robotik, Institut für Landtechnik, Universität Bonn Das Anbauvolumen von Zuckerrüben hat im Jahr 2021/2022 zugenommen. Auf 355.164 Hektar wurden 29.282.973 t Zuckerrüben geerntet. Die Anbaufläche pro Betrieb ist auf 14,8 ha angestiegen, die Anzahl der Zuckerrübenanbauer hat auf 23.638 abgenommen und liegt auf einem Tiefststand (vgl. 2011/12 31.886). Auch die Anbaufläche von Biogasrüben ist 2020 um 7% auf 26.100 ha angestiegen [WVZ, 2021 & 2022].

Rübenroder und Reinigungslader

Die Reduzierung der Vielfalt an Erntetechnologien hat sich fortgesetzt. Die Firma Grimme hat den Bau des Maxtron (sechsreihiger Köpfrodebunker mit Bandlaufwerk und Walzenreinigung) eingestellt. Auch ihr Reinigungslader (Kleine Cleanliner Mega, „Rübenmaus“ mit 10 m Walzenaufnahme) steht seit längerem nicht mehr im Programm.

Trotzdem bieten alle Hersteller ein weites Spektrum an Ausstattungen an, um den Kundenwünschen zu entsprechen. Exaktköpfen oder Entblatten, Polderschar oder angetriebenes Radrodeschar und 2- oder 3-Achser mit größerer Bunkerausstattung stehen zur Auswahl. Anhand innovativer Detaillösungen, der Arbeitsqualität und dem Bedienkomfort unterscheiden sich die Hersteller jedoch weiterhin. Welche wesentlichen Neuerungen es gibt, wird in diesem Artikel behandelt.

Vorab – wie im gesamten Agrartechniksektor – fällt dem Bereich Digitalisierung eine wachsende Bedeutung zu. Die Leistungsfähigkeit der Bordelektronik ist somit wichtig. Gründe hierfür sind Aufgaben der Prozessüberwachung, wie zusätzliche Regelaufgaben, Sensoren und Aktoren für die Automatisierungen innerhalb der Rodegruppe, Förder- und Reinigungsstrecke sowie Bildschirme zur Prozessdatenvisualisierung und zur Überwachung. Weiterhin liefert die Bordelektronik wertvolle Daten für die Rübenlogistik. Auch der Bedienkomfort für den Fahrer steht besonders im Fokus.

Der Trend zu leistungsstärkeren Motoren setzt sich bei allen Herstellern fort. Eine Herausforderung bleibt die Anpassung an die aktuellen Abgasnormen. Motoren mit Pumpe-Düse-Technik ohne SCR-Katalysator sind in Europa nicht mehr zugelassen und werden zukünftig nicht mehr angeboten. Stattdessen sind Common-Rail-Motoren mit einem SCR-Katalysator (AdBlue) und Abgasrückführung entsprechend der Abgasnorm Tier 5 Standard. Eine doppelte Turboaufladung führt zu einer günstigen Motorcharakteristik, mit der schon bei geringeren Motordrehzahlen hohe Drehmomente bei niedrigem Kraftstoffverbrauch erreicht werden.

Holmer Terra Dos T4 – Innovationen stecken im Detail. Werkfoto

Überarbeiteter Rexor bei Grimme

Mit einem neu entwickelten Rodevorsatz, fahrerentlastenden Bedien- und Assistenzsystemen sowie einem leicht geänderten Design ist der neue Rexor (6200 Platinum – zweiachsig, 6300 Platinum – dreiachsig) ausgestattet. Die überabeitete Köpf-Rodegruppe verfügt nun über vier statt zwei Rübentaster, die auch als Höhentaster genutzt werden und dadurch präziser in der Reihe und auf optimaler Höhe führen. Durch dieses Konzept der Höhenführung kann auf eine Tastradwelle zwischen Häcksler und Radschar verzichtet werden. Hierdurch wird die Sicht in das Rodeaggregat verbessert sowie das Gewicht des Roders reduziert.

Das ISOBUS-Bedienterminal CCI 1200 und das GRIMME SmartView Videosystem wurden überarbeitet. Das GRIMME Digital Interface (GDI) bietet dem Fahrer eine verbesserte Übersicht über die einzustellenden Maschinenparameter. Der Umfang an Funktionen von Smart View wurde erweitert. Die „Slow-Motion“ Funktion – eine Zeitlupenfunktion, bei dem sich der Anwender jedes beliebige Videobild zur Überwachung der Arbeitsergebnisse verlangsamt ansehen kann, und eine „Zoom-Funktion“, bei der der Nutzer selbst einstellen kann, welcher Bildausschnitt angezeigt werden soll, wurden ergänzt. Bis zu acht Kamerabilder kann sich der Fahrer auf einem 12 Zoll Touchscreen- Monitor anzeigen lassen.

Optimierungen bei Holmer

Holmer hat seinen Schwerpunkt auf den Bereich Werkzeuglanglebigkeit und Gewichtsreduktion gelegt. Modifikationen am Polderschar wurden vorgenommen. Das neue DuraShare verfügt über aufgeschweißte Metallplatten als Verschleißschutz. Die geschmiedeten Siebsternzinken, Leitroste und Mitnehmer am Elevator haben nun auch ein geringeres Gewicht und eine höhere Haltbarkeit.

Unter dem Namen Adaptive Reinigung plus wird bei Holmer die Reinigung anhand der Auslastung/Rübendurchsatz und unter Berücksichtigung der Fahrgeschwindigkeit geregelt. Das Ansprechverhalten des Systems kann manuell eingestellt werden.

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE

Alle Roderhersteller haben sich mit Detailverbesserungen ihrer Maschinen befasst. Daten­gewinnung, -austausch und -nutzung auf der Maschine oder auch zu Diagnosezwecken im Büro stellen den Fokus der Entwick­lungen dar. Detailverbesserungen oder Überarbeitungen im Bereich Konstruktion führen zu geringeren Maschinengewichten. Die Lebensdauer von Verschleißteilen wurde erhöht. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass an Stellschrauben hinsichtlich der Kosteneinsparung und der Prozessoptimierung bei der Rübenernte gearbeitet wurde.

Grimme Smart View Videoüberwachung und Maschineneinstellungen immer im Blick. Werkfoto

Vervaet QuickView – vier Kameras am Roder ermöglichen eine 360° Übersicht – Hindernisse werden leichter erkannt. Werkfoto

Weiterentwicklungen bei ROPA

Der ROPA Panther 2s wird in der Saison 2022/23 als Serienprodukt angeboten. Ähnlich wie der ROPA Tiger 6s stellt er eine technische Weiterentwicklung des Panther 2 bzw. Tiger 6, unter anderem hinsichtlich Digitalisierung und Leistung, dar.

Im Bereich der Köpf-Rodegruppe sorgt eine Schleglerhöhenautomatik, getriggert durch Bodenkontursensoren, für eine exakte Regelung der Arbeitstiefen. Vorlaufende Tasträder sind nicht mehr bei allen Vorsätzen notwendig. Die Höhe des Schleglers wird über die Auslenkung der Köpftaster des Micro-Toppers geregelt. Der Fahrer gibt dazu am Bordrechner die gewünschte Höhe der Schleglerwelle bzw. Länge der Blattbürste vor. Mittels eines Winkelsensors (Potentiometer) an jedem Köpftaster wird die Scheitelhöhe jeder Rübe ermittelt und daraus die Höhe der Schleglerwelle selbständig angepasst (ROPA System R-Trim).

Die ROPA Maus 6 verfügt über einen Aufnahmetisch von 10,20 m. Die Überladeweite beider Reinigungslader beträgt 15 m und die Überladehöhe 6 m (332° Schwenkbereich). Das integrierte Wiegesystem mit den über den CAN-Bus angeschlossenen Wiegezellen hat ROPA überarbeitet und in einem Wiegerahmen in das Überladeknickelement integriert.

Die neue ROPA Maus 6 wurde analog zum neuen Panther 2S und Tiger 6S mit einer leistungsstärkeren Bordelektronik aufgerüstet, um den Aufgaben hinsichtlich der Datengewinnung, Steuer- und Regelfunktionen gerecht zu werden.

Die Kabine der neuen ROPA Maus 6 bietet um 35 % mehr Platz für den Fahrer und Beifahrer. Sie ist 40 cm länger und 13 cm breiter. Verbessert wurde auch die Heizung. Die neue Fußbodenheizung und die leistungsfähigere Standheizung können auch über das myROPA-Onlineportal oder R-Connect betätigt werden.

Digitalisierung bei Vervaet

Der niederländische Hersteller Vervaet bietet Rübenroder an, die sich teilweise konzeptionell von den Vorgenannten unterscheiden.

Unter dem Namen MyVervaet wird ab 2022 ebenfalls ein Portal angeboten, auf dem in Echtzeit aktuelle Maschinendaten und auch gespeicherte Daten abgefragt werden können. Zu den Maschinendaten gehören auch kontinuierliche Roderverwiegungen. Aus der Gewichtszunahme der Maschine während des Rodens kann der Durchsatz und so in Verbindung mit GPS auch der Ertrag abgeschätzt werden. Ein Austausch der Daten mit Softwarepaketen anderer Hersteller soll möglich sein.

Anzumerken ist, dass derzeit bei keinem der hier angesprochenen Systeme der Erdanhang berücksichtigt wird, um die Reinigungsintensität zu regulieren.

Neue Kabine bei der ROPA-Maus 6 – mehr Platz, mehr Komfort und bessere Übersicht. Werkfoto

ROPA – nach dem Tiger 6s ist nun auch der entsprechend überarbeitete Panther 2s im Angebot. Werkfoto