Anbau

In entlegeneren Regionen wird der Kofferanhänger direkt vom Mietenpflegeschlepper gezogen.

Auf alle Eventualitäten vorbereiten

Die Ernte schützen trotz kürzerer Kampagne

Mietenschutz unerlässlich für die Sicherung der Rübenqualität

Nach vorläufiger Planung endet die Kampagne in den von Trockenheit besonders betroffenen Werkseinzugsgebieten bereits Mitte Dezember, in den übrigen Werken bis Mitte Januar.

Weshalb da überhaupt an Mietenpflege denken? Zum einen kann bei besonderen Witterungsverhältnissen bereits vor dem vertraglich vereinbarten Zudeckzeitpunkt zum Mietenschutz aufgerufen werden. Und wie in der letzten Kampagne im Werk Zeitz erlebt, können unvorhergesehene technische Schwierigkeiten die Kampagne ungewollt verlängern. In der heurigen Kampagne kann es zudem durch regionale Energieversorgungsengpässe zu reduzierten Verarbeitungs­kapazitäten und Rübenver­schiebungen kommen. Für die in der zweiten Kampagnehälfte zur Lieferung geplanten Rüben sollten alle Eventualitäten im Auge behalten werden.

Dass man als Rübenanbauer bereits mit der richtigen Mietenanlage seinen Betrag für die Rohstoff­sicherung der Werke leisten kann, zeigen die folgenden Berichte aus Franken und Rheinhessen.

Die auf Eisenkernen aufgewickelten Vliese werden in einem Kofferanhänger mitgeführt. FOTOS (4): Grosch

Mietenschutz in Franken

Mietenpflege 2022 nicht vergessen

Von Jutta Michel, Geschäftsführerin MR Maindreieck Die Mietenpflegegemeinschaft Maindreieck GbR nimmt sich seit 2003 dieses Themas an. Der Mietenpflege-Service wird seitdem immer verbessert. Effizienz und Technik werden nach jeder Saison überprüft und, wenn nötig, geändert.

Inzwischen hat die Mietenpflegegemeinschaft ein Volumen von 287 Mitgliedern und im Jahr 2021 wurde eine Rübenfläche von über 1.600 ha mit einer Menge von über 150.000 t gepflegt. Die Technik besteht aktuell aus dem im Jahre 2012 entwickelten ROLLPROLL XL mit Kran, einen Auflieger für die Wechselbrücken und einem Tandem-Dolly.

Das Thema „Beschweren der Vliese“ wird, wenn vom Mitglied gewünscht, inzwischen mit der Komplettvergabe von der Gemeinschaft erledigt. Bei der Planung wird daher unterschieden zwischen „Komplettvergabe“ und „Selbstabdecker“. Eine eingenähte Kette im Saum des Vlieses erleichtert den Komplettservice ungemein. Die Kette sorgt auch bei Windböen für einen sicheren Sitz des Vlieses auf der Miete. Ein gutes Drittel der Mitglieder nimmt dieses Angebot gerne schon in Anspruch.

Bei den „Selbstabdeckern“ wird das Vlies lediglich mit dem Kran auf die Miete gelegt. Der Rübenanbauer sichert das Vlies anschließend selbst mit Sandsäcken oder anderen Materialien zum Beschweren gegen ein Verwehen.

Der Selbstabdecker ist während der gesamten Mietenlagerzeit selbst für die korrekte Mietenabdeckung verantwortlich. Sollte bei Komplettvergabe das Vlies doch einmal verweht sein, so kommt der Dienstleister und richtet es wieder.

Die Praxis

Der Rübenanbauer sollte sich Gedanken über die Ablage der Miete machen und die Mietenanlage optimalerweise im Rohstoffportal einzeichnen. Folgende Vorgaben sind zu beachten.

  • Die Miete muss am Mietenfuß 9 m breit bleiben
  • Abstand Miete-Feldrand: ohne Graben 2-3 m
  • Abstand Miete-Feldrand: mit Graben mind. 0,5 m
  • Die Überladeweite Mietenrand zu LKW darf maximal 7 m betragen
  • Der Mietenuntergrund muss möglichst eben und frei von Hindernissen sein

Die restlichen Arbeiten erledigt die Gemeinschaft. Dazu zählen:

Das Zudecken

  • Die Abfrage über Komplettvergabe bzw. Selbstabdecker erfolgt bei den Mitgliedern.
  • Logistikplanung übernimmt der MR Maindreieck.
  • Die Flächendaten der Mitglieder holt sich der MR Maindreieck für die Mietenpflegegemeinschaft GbR über das Rohstoffportal – Termin ab ca. 1. Dezember.
  • Tägliche upgedatete Daten werden in einem Auftragsset vom MR Maindreieck auf den Farmpilot der Mietenpfleger gesendet.
  • Die Tagestour kann beginnen.

Das Aufdecken

  • Wiederum bekommt der MR Maindreieck den Abholtermin der Rüben über das Rohstoffportal
  • Erneut erfolgt die Routenplanung im MR-Büro, mit einem täglichen Auftragsset an das Einsatzfahrzeug
  • Der MR informiert den Anbauer über den Termin für das Aufdecken; bei Selbstabdeckern muss der Anbauer das Befestigungsmaterial rechtzeitig entfernen.
  • Insgesamt bedient die Mietenpflegegemeinschaft Maindreieck sieben Ladegeräte.

Die Verantwortlichen der Mietenpflegegemeinschaft sind überzeugt, dass die Entwicklung komplett zur mechanischen Abdeckung übergeht. Die Selbstabdecker „sparen“ bei der Mietenpflege ca. 0,40 €/t Reine Rüben gegenüber der Komplettvergabe.

Rodung in Franken – Einsatz unter erschwerten Bedingungen. FOTO: Vogel

Auf die beteiligten Abfuhrgemeinschaften ist Verlass. FOTO: Murmann

Erfahrungen aus Rheinhessen

Heute schon an die Mietenpflege denken

Von Jochen Grosch, Undenheim, Rheinland-Pfalz, Landkreis Mainz-Bingen Als Dienstleister kann ich aktuell über meine Erfahrung von der maschinellen Mietenpflege mit einem Mietenpflegegerät der Firma Klünder berichten.

Mit dem sogenannten Klündergerät ist die Mietenpflege wie folgt möglich. Am Heck des Schleppers ist ein Arm angebaut, mit dem das Vlies mithilfe eines Rohres, auf der Miete abgerollt wird. Die in der Front befindlichen Klünderscheibe drückt das Vlies am Mietenfuß zum Befestigen in die Miete.

  • Der Anbauer kann beim Wunsch einer maschinellen Mietenpflege bereits bei der Rundeneinteilung/Schlageinteilung darauf achten, wo die Miete platziert werden soll.
  • Es werden für eine maschinelle Mietenpflege um die Miete mindestens drei Meter Platz benötigt.
  • Nach Möglichkeit ist die Miete nicht an einem Graben oder entlang einer Baumreihe abzulegen.
  • Beim Roden bzw. beim Anlegen der Miete ist darauf zu achten, dass die Miete nach Möglichkeit zwischen 9 und 10 Meter breit ist und eine Höhe von mindestens 2,5 Metern aufweist. Eine solche Miete erleichtert das Zu- und Aufdecken erheblich. Die Befestigung des Vlieses bei schmaler Miete ist erheblich aufwendiger und schwieriger.

Folgende Punkte sind hierfür ausschlaggebend:

  • Das überschüssige Vlies ragt am Fuß der Miete weit über den Mietenfuß hinaus. Bei stärkeren Windböen kann der Wind leichter am überstehenden Vlies angreifen und dies lösen, so dass es herunterweht. Dies bedeutet, dass entweder der Anbauer das Vlies sichern oder der Mietenpfleger die Miete noch einmal anfahren muss, was mit einem erheblichen Mehraufwand für beide Seiten verbunden ist. Zuletzt friert bei Frost das überschüssige Vlies am Boden fest und wird beim Aufdecken der Miete beschädigt oder sogar zerstört.
  • Eine größere Miete ist auch bei der Handabdeckung von Vorteil, da auch hier eine geringere Anzahl an Vliesen benötigt wird und dadurch auch hier der Aufwand geringer ausfällt.
  • Eine Pflugfurche dicht (weniger als drei Meter) an der Miete, ist prinzipiell immer zu vermeiden. Bei einer Furche dicht an der Miete ist es nicht möglich, das Vlies sauber in der Miete zu befestigen. Sobald ein Vorderrad des Schleppers in eine Furche gelangt, ist es meist nicht mehr möglich, aus der Furche herauszufahren und dabei gleichzeitig noch genügend Druck auf die Klünderscheibe zu bekommen, um das Vlies in die Miete zu befestigen. Bei Frost kann es auch sein, dass die Vliesbahnen bis zum Auftauen auf dem Schlag zwischengelagert werden müssen, da sich gefrorenes Vlies nicht gut aufwickeln lässt. Bei einer zugedeckten Miete muss darauf geachtet werden, dass das Vlies bei einer Bodenbearbeitung nicht mit dem Anbaugerät beschädigt wird. Hier kam es schon des Öfteren zu erheblichen Beschädigungen am Vlies. Meist war es der Fall, dass beim Wenden hinter der Miete das Arbeitsgerät im Vlies hängen geblieben ist und das Vlies zerrissen hat. Bei der Einsaat einer Winterung auf dem Schlag einer zugedeckten Miete ist immer genügend Abstand rund um die Miete zu lassen. Der Anbauer muss meist sowieso nochmal den Mietenplatz bearbeiten bzw. einsäen. Bei Frost ist es nötig, dass die Miete zum Lösen des Vlieses umfahren werden muss. Dabei wird das Vlies mit einem sogenannten Frostbrecher rundherum vom Mietenfuß gelöst. Dies ist bei gefrorenem Boden und einem bis an den Mietenfuß bearbeiteten Acker kein Vergnügen. Werden die genannten Hinweise und Tipps befolgt, dann ist eine effiziente und kostengünstige Mietenpflege möglich.

Für den Einsatz der Klünderscheibe muss die Miete komplett umfahrbar sein.

Das abgerollte Vlies wird von Hand auf der Miete ausgerichtet.