Markt, Politk und Ökonomie

EU-Zuckereinfuhren

Der europäische Markt wird attraktiv

Mit der Preiserholung am Zuckermarkt könnten Importe 2022/23 zulegen

Von Dr. Fred Zeller In letzten Jahren sind die Einfuhren von Roh- und Weißzucker aus Drittländern auf den EU-Markt kontinuierlich zurückgegangen. Ausschlaggebend dafür war das niedrige innereuropäische Preisniveau. Viele Zucker-Exportländer konnten ihre Produktion am Weltmarkt besser verkaufen, als ihre zollfreien oder -begünstigten Importkontingente nach Europa zu nutzen. Das gilt auch für das Zuckerwirtschaftsjahr 2021/22, dass am 30. September 2022 endete. Für 2022/23 zeichnet sich jedoch ein Wiedererstarken der Einfuhren ab.

Es gibt drei wichtige Zugangskanäle zum europäischen Markt:

  1. Die alten AKP-Kontingente, begründet im 1975er Abkommen von Lomé, und 2001 erweitert um den Zugang für die 49 ärmsten Länder der Erde (LDC). AKP-Staaten und LDC können ohne Mengenbegrenzung zollfrei Zucker in die EU liefern.
  2. Die WTO-verbrieften CXL-Kontingente. Sie belaufen sich derzeit auf insgesamt rund 720.000 t jährlich, von denen alleine 53 % Brasilien zustehen. Hier beträgt der Einfuhrzoll 98 €/t für die meisten Quoten, nur ca. 10 % sind noch stärker zollbegünstigt.
  3. Die sog. Balkan-Kontingente belaufen sich auf insges. 202.000 t p.a. Serbien dominiert hier als Lieferant mit 90 % der Quote.

Nach den offiziellen EU-Statistiken wurden 2021/22 Einfuhrlizenzen in Höhe von 395.409 t im Rahmen der AKP/LDC-Regelungen erteilt, das sind 24 % weniger als im Vorjahr.

Die wichtigsten Lieferländer in dieser Rubrik sind Mauritius mit rund 125.000 t, Swasiland (Eswatini) mit rund 110.000 t und Belize mit 75.000 t.

Über die durch WTO-Vereinbarungen abgesicherten CXL-Importe gelangten rd. 153.000 t in die EU. Das sind nur 21 % des insgesamt dafür vorgesehenen Rahmens. Selbst wenn hier noch Ende September bis zu 50.000 t hinzugekommen sein sollten, ist das ein weiterer Beleg für die geringe Attraktivität des EU-Marktes im abgelaufenen Zuckerwirtschaftsjahr. Die Hälfte dieser Zuckermenge kam aus Brasilien, weitere 20 % aus Kuba.

Der dritte und letzte Zugang für die Balkanstaaten Albanien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Nord-Mazedonien wurde mit Lieferungen in Höhe von rund 100.000 t in 2021/22 ebenfalls nur zur Hälfte ausgeschöpft.

Für das am 1. Oktober begonnene Zuckerwirtschaftsjahr ist jedoch wieder mit einem Anstieg der Zuckereinfuhren aus den Ländern mit CXL-Kontingenten und vom Balkan zu rechnen. Darauf deuten die deutlich erhöhten Lizenzanträge schon für den ersten Monat hin. Diese Importe sind aber auf rund 920.000 t insgesamt für 2022/23 beschränkt.