Anbau

Dr. Gerald Corell, Südzucker AG

Zuckerrüben-Liefervertrag

Vertragsabschluss 2023 war erfolgreich

Zuckerrüben haben auch im nächsten Jahr ihren festen Platz im Anbau

Von Dr. Gerald Corell Das Jahr 2022 ist von großer Unsicherheit geprägt. Der Ukraine-Krieg hat die Preise in vielen Bereichen in die Höhe getrieben. Dies gilt sowohl für Betriebsmittel als auch für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Über Jahre geltende Preisgefüge haben sich verschoben und führen dazu, dass viele Landwirte ihre Anbau- und Fruchtfolgeplanung überdacht haben bzw. überdenken. Hohe Preise für Sommerungen, wie z. B. Sonnenblumen, haben zur starken Konkurrenz bei der Frühjahrsbestellung geführt.

Um den Anbauern in dieser Situation Sicherheit zu geben, hat Südzucker vor der Aussaat ein deutliches Preissignal ausgesandt und die Mindestzusage für den durchschnittlichen Kontraktrübenpreis von 30,00 €/t auf 40,00 €/t (bei 16 % Bereinigtem Zuckergehalt) erhöht. Dies war auf Grund der gestiegenen Preise der Wettbewerbskulturen nötig. Die sehr guten Preiserwartungen für den Zucker aus der Ernte 2022/23 machten dies auch möglich. Die Marktentwicklung im weiteren Verlauf des Jahres hat diese Erwartungen bisher bestätigt. Bei den Anbauern ist das Preissignal angekommen und die Anbaufläche 2022 liegt bei der Südzucker AG nahezu auf Vorjahresniveau. Dies konnte anhand der Schlagdaten 2022, die bei der Kontrahierung 2023 vervollständigt wurden, bestätigt werden.

Individuelle Flexibilität bei Vertragsmenge

Ab 17. Mai 2022 war der Abschluss des Zuckerrüben-Liefervertrags für 2023 im Südzucker-Rohstoffportal möglich. Am technischen Ablauf hatte sich hier nichts geändert. Mit dem Anbauplaner konnte jeder Anbauer seine Kontraktrüben und Anbaufläche ermitteln. Wie bereits im Vorjahr waren maximal 40 % Mehrrüben möglich. Wer mehr Rüben anbauen möchte, konnte bereits bei der Kontrahierung im Portal Lieferrechte aus einem Pool von der SZVG für 1,00 €/t einjährig zur Nutzung übernehmen. Hierdurch konnten alle Anbauer den Zuckerrüben-Liefervertrag in einem Schritt abschließen. Die Lieferrechte aus dem Pool können bis Ende 2022 durch Lieferrechte vom freien Markt ersetzt werden. Hierbei ist keine Änderung des Zuckerrüben-Liefervertrags notwendig. Lieferrechte vom freien Markt sind meist günstiger als solche aus dem Pool. Hinzu kommt, dass man sich diese auch längerfristig sichern kann. Außerdem kann durch Lieferrechte vom freien Markt auch der Basisrübenanteil erhöht und damit der Mehrrübenanteil von 40 % auf bis zu mindestens 25 % reduziert werden. Wer seinen Zuckerrüben-Liefervertrag 2023 bis spätestens 12. Juni 2022 abgeschlossen hatte, erhält die Rohstoff­sicherungs­prämie 2021/23 mit der Rübenabrechnung 2021 am 30. Juni 2022 ausbezahlt. Dies gilt auch, wenn die Lieferrechte voll an einen anderen Anbauer abgegeben wurden. Alle Anbauer, die die Anforderungen für den Erhalt der Rohstoffsicherungsprämie nach dem Stichtag noch erfüllen, erhalten die Rohstoffsicherungsprämie zu einem späteren Zeitpunkt ausbezahlt.

Erfolgreiche Kontrahierung

Trotz den äußerst attraktiven Preisen für die Konkurrenzkulturen wie Weizen, Raps und Mais haben die Anbauer nahezu die gleiche Rübenmenge kontrahiert wie für den Anbau 2022. Hierzu hat sicherlich auch die Erhöhung der ab der kommenden Ernte gewährten Anzahlung auf Basis eines durchschnittlichen Kontraktrübenpreises von 38,00 €/t bei 16 % Bereinigtem Zuckergehalt geführt. Damit sollten die gestiegenen Kosten bei den Betriebsmitteln im Rübenanbau gedeckt sein. Den entscheidenden Ausschlag für die Rübe haben jedoch wohl die sehr positiven Aussichten auf dem europäischen Zuckermarkt gegeben, die hohe Zuckerpreise und damit auch hohe Rübenpreise erwarten lassen.

Lieferrechte aus Pool gut genutzt

Die individuelle Entscheidungsmöglichkeit über den Mehrrübenanteil und die Nutzung von Lieferrechten aus dem Pool direkt im Kontrahierungsprozess bietet die Möglichkeit, den Anbauumfang den betrieblichen Gegebenheiten anzupassen. Vor allem in den Einzugsgebieten der Werke Wabern und Zeitz haben die Anbauer stark von der Möglichkeit zur Nutzung von Lieferrechten aus dem Pool Gebrauch gemacht. Dies liegt auch daran, dass in diesen beiden Regionen wenige freie Lieferrechte am Markt zur Verfügung stehen. Trotz des insgesamt guten Ergebnisses der Kontrahierung muss bei Betrachtung auf Werksebene festgestellt werden, dass in Offenau die Kontraktmenge wiederum leicht gesunken ist.

Wie auch in den Vorjahren kontrahierten insgesamt nur rund 10 % der Anbauer 25 % Mehrrüben, die als Mindestwert zum Erhalt vom Erfüllungsbonus notwendig sind. Ein Viertel wählte einen Mehrrübenanteil von 25 - 39 %. Zwei Drittel und damit die überwiegende Mehrheit der Anbauer haben jedoch den Zuckerrüben-Liefervertrag 2023 mit 40 % Mehrrüben abgeschlossen. Davon haben wiederum mehr als 60 % zusätzliche Lieferrechte aus dem Pool übernommen.

Die Kontrahierung 2023 verlief –trotz aller Unsicherheiten und hoher Preise für die Wettbewerbskulturen – erfolgreich. Die Zuckerrübe kann auch im geänderten Wettbewerbsumfeld ihre Bedeutung im Anbau sichern.

HINTERGRUNDFOTO: Landpixel