Leitartikel

Auf dem Weg aus der Krise

Historischer Wechsel im Aufsichtsrat

Eine Ära endet: Hans-Jörg Gebhard stand 22 Jahre an der Spitze des Südzucker-Aufsichtsrates.

Eine Ära endet: Hans-Jörg Gebhard stand 22 Jahre an der Spitze des Südzucker-Aufsichtsrates.

Auf dem Weg aus der Krise

Historischer Wechsel im Aufsichtsrat

Die Hauptversammlung ist das höchste Organ einer Aktiengesellschaft. Dort üben die Eigentümer ihre Rechte gegenüber der Gesellschaft aus und bringen Vorständen und Aufsichtsräten ihre Sicht der Dinge in direkter Aussprache zu Gehör. Virtuelle Versammlungen erschweren diesen Austausch, sie sind aber wegen der nach wie vor kritischen Corona-Situation aus Sicherheitsgründen gegenwärtig noch zu bevorzugen.

Hauptversammlung nur am Bildschirm

Die Südzucker AG berief ihre Aktionärszusammenkunft 2022 für den 14. Juli ein, zum dritten Mal in Folge in virtueller Form. Das war besonders bedauerlich angesichts des historischen Wechsels im Aufsichtsrat, aus dem Dr. Hans-Jörg Gebhard und Franz-Josef Möllenberg als Arbeitnehmervertreter nach jeweils 30 Jahren Zugehörigkeit ausschieden. An Gebhards Stelle wurde Clemens Schaaf, Vorsitzender des Verbandes Sächsisch-Thüringischer Zuckerrübenanbauer, in den Aufsichtsrat gewählt.

Der Vorstandsvorsitzende Niels Pörksen, dessen Vertrag vom Aufsichtsrat um fünf Jahre verlängert wurde, präsentierte den Jahresabschluss des Geschäftsjahrs vom März 2021 bis Februar 2022. Im zweiten vollen Bilanzierungszeitraum unter Corona-Bedingungen kamen mit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges kurz vor dem Jahresultimo unvorhersehbare Belastungen hinzu, die besonders die Aktivitäten der Konzerngesellschaft Agrana und hier vor allem das Segment Frucht beeinträchtigen. Ins­ge­samt entwickelte sich der Konzern jedoch erfreulich.

Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahr um 13,8 % auf 7,6 Mrd. €, das operative Ergebnis erhöhte sich um 40,6 % auf 332 Mio €. Die Verzinsung des gebundenen Kapitals, der sogenannte ROCE-Wert, konnte mit 5,3 % des gebundenen Kapitals von 6,3 Mrd. € noch nicht die Schwelle der Kapitalkosten von rund 7 % überschreiten. Er lag jedoch deutlich über den Werten der letzten drei Geschäftsjahre.

Ein überragendes Ergebnis lieferte die Konzerntochter CropEnergies AG 2021/22 ab. Mit einem operativen Ergebnis von 127 Mio € wurde dank erheblich gestiegener Bioethanol-Erlöse das ebenfalls schon starke Vorjahr noch einmal um 18,7 % übertroffen. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital erreichte den spektakulären Wert von 26,1 %.

Bioethanol fliegt, Stärke leidet

Auch im Segment Stärke, in dem interessanterweise das Bioethanol-Geschäft der Agrana enthalten ist, sorgten die guten Ethanolpreise für einen Ergebniszuwachs, während die eigentliche Produktion von Getreide-, Mais- und Kartoffelstärke unter gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten litt. Im Segment Frucht wurde das Renditeziel wiederum knapp verfehlt. Die heterogenen Aktivitäten, die unter dem Rubrum Spezialitäten zusammengefasst sind, entwickelten sich unterschiedlich. Hier musste vor allem der erfolgsverwöhnte Tiefkühlprodukte-Hersteller Freiberger nach dem Fertigpizza-Boom des Vorjahres Federn lassen.

Deutlich besser als in 2020/21, aber dennoch nicht zufriedenstellend schnitt das Kerngeschäft der Zuckerherstellung ab. Es gelang, den Umsatz um 16,4 % auf 2,6 Mrd. € zu steigern. Das operative Ergebnis blieb jedoch mit -21 Mio. € nach -128 Mio. € im Vorjahr nach wie vor negativ.

Zucker kehrt in die Gewinnzone zurück

Der Vorstandsvorsitzende prognostizierte für das laufende Geschäftsjahr bis zum 28 Februar 2023 ein massives Umsatz­wachstum auf mehr als 8,9 Mrd. € und ein operatives Ergebnis zwischen 400 - 500 Mio. €, zu dem auch das Zuckergeschäft wieder positiv mit bis zu 100 Mio. € beitragen soll. Dadurch eröffnen sich Handlungsspielräume für Investitionen in allen Geschäfts­bereichen und in die neue Strategie 2026 Plus, die angesichts der Herausforderungen dringend erforderlich sind. Dem Vorschlag des Südzucker-Vorstands folgend beschloss die Hauptversammlung, die Dividende für das Geschäftsjahr 2021/22 auf 0,40 €/Aktie nach 0,20 €/Aktie im Vorjahr zu erhöhen. Im Namen des Aufsichtsrats und der Aktionäre richtete der stell­ver­tretende Aufsichtsratsvorsitzende Erwin Hameseder herzliche Dankesworte an Dr. Gebhard und Herrn Möllenberg.

Text: Dr. Fred Zeller // Foto: VSZ

Neuer Aufsichts­rats­vor­sitzender

In der konstituierenden Sitzung des Südzucker-Aufsichtsrats nach Abschluss der Hauptversammlung 2022 wählten die Gremienmitglieder Dr. Stefan Streng, Vorsitzender des Verbandes Süd­deut­scher Zuckerrübenanbauer, zum neuen Aufsichtsratsvorsitzenden der Gesell­schaft.