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Durch das kalte Frühjahr sind heuer mehr Schosser auf den Rübenschlägen zu finden. Die Niederschläge ermöglichten auch heuer wieder die Ausbildung eines üppigen Blattapparats.   FOTO: Steinberger

Anbaujahr 2022

Gute Wachstums­be­dingungen

Durch frühe Aussaat mehr Schosserrüben

st – Die Frostnächte im April reduzierten vielerorts die Bestandesdichten der heurigen Rübenfelder. Jetzt allerdings hat sich das Blätterdach auch in diesen Schlägen geschlossen. Ein früher Reihenschluss und eine meist gute Wasserversorgung sorgen nun für ein flottes Wachstum der Rüben.

Unkrautbekämpfung erfolgreich

Der Besatz mit Unkräutern konnte gut reduziert werden. Bei kühlen Temperaturen ließen sich die Rüben heuer deutlich mehr Zeit, bis sie das 6-Blatt-Stadium erreichten. Dementsprechend wurde auch der Abstand zwischen den einzelnen Behandlungen etwas ausgeweitet. Bei einer langsameren Unkrautentwicklung und einer stets ausreichenden Bodenfeuchtigkeit stellte sich eine gute Herbizidwirkung ein. Bislang ist kaum Spätverunkrautung zu beobachten.

Mit ansteigenden Temperaturen traten – etwas später als üblich – immer mehr Schwarze Bohnenläuse auf. Ein Teil der Landwirte musste nach Schadschwellenüberschreitung eines der per Notfallzulassung erlaubten Insektizide ausbringen. Diese waren Pirimor G, Mospilan, Carnadine und Danjiri. Durch das vergleichsweise späte Auftreten reichte oftmals eine Randbehandlung aus. Grüne Pfirsichblattläuse wurden selten gefunden.Anfang Juni gab es vor allem im Plattlinger Einzugsgebiet ausreichende Niederschläge. Dadurch konnten diese Rübenbestände die Hitzewelle Mitte Juni für ein ausgiebiges Wachstum nutzen.

Gute Wachstumsbedingungen

Allerdings musste bereits ein Anfangsbefall mit Rhizoctonia solani festgestellt werden. Der Pilz kann sich bei hohen Temperaturen und ausreichender Bodenfeuchte besonders gut entwickeln. Nur eine längere Trockenphase oder kühlere Temperaturen können die weitere Befallsentwicklung eindämmen. In einigen Bereichen des Rainer Einzugsgebietes und der Oberpfalz waren die Regenmengen nicht so ausgiebig. Hier wurden während der heißen Tagen deutlich mehr „schlafende“ Rüben gesichtet.

Erhöhte Cercospora-Gefahr

Wärme und Feuchtigkeit sind auch die Faktoren, die einen frühen Befall mit Cercospora begünstigen. Wenn noch ein zeitiger Reihenschluss und ein üppig ausgebildeter Blattapparat hinzukommen, so ist die Gefahr eines baldigen Pilzbefalls besonders gegeben. Die erste Cercospora-Bonitur wurde in der 25. Kalenderwoche durchgeführt. Dabei wurde noch kein Befall festgestellt. Schon eine Woche später waren aber erste Blattflecken zu sehen.

Fast wie in jedem Jahr gab es auch heuer örtlich begrenzt stärkere Niederschläge bis hin zu stark verhagelten Beständen. Durch die Beschädigungen am Rübenblatt ergeben sich oft sog. bakterielle Blattflecken, die von den Cercospora-Blattflecken nur schwierig zu unterscheiden sind.

Da die Fungizidauswahl für dieses Jahr anfangs sehr begrenzt war, wurden die zahlenmäßig umfangreichen Notfallzulassungen erfreut entgegengenommen. Allerdings war die Anwendung flächenmäßig stark begrenzt und auch die Verfügbarkeit in den Lagerhäusern zeigte sich oftmals als Herausforderung.

Die Notfallzulassungen betrafen die Azole Propulse, Diadem sowie Panorama. Zudem erhielten die Kupfermittel Funguran Progress, Coprantol Duo, Yukon sowie Cuproxat eine Anwendungserlaubnis. Regulär zugelassen sind Mittel wie Domark, Score und Amistar Gold (und Ortiva). Bei den abverkauften Produkten Mercury Pro und Sphere läuft bereits die Aufbrauchsfrist. Sie endet im November 2022!

Deutlich mehr Schosser

Die frühe Aussaat mit den darauffolgend Minus-Temperaturen in den Nächten haben bei vielen Rüben den Schossreiz ausgelöst. Eine Charge der Sorte Inspirea KWS war hier besonders auffällig. Dadurch waren schon Mitte Juni Bestände mit einem reichlichen Besatz an Kulturschossern zu sehen. Da dieser Schossreiz durch eine hohe Wärmesumme wieder eingegrenzt werden kann, wird eine zweite Welle an Blüten bildenden Rüben nicht mehr so stark ausfallen.