UNSER KOMMENTAR

Liebe Leserinnen und Leser,

in der süddeutschen Zuckerwirtschaft geht dieser Tage eine Ära zu Ende. Dr. Hans-Jörg Gebhard ist am 14. Juli nach 30 Jahren Zugehörigkeit zum Südzucker-Aufsichtsrat, davon 22 Jahre als Vorsitzender, aus dem Gremium ausgeschieden. Er hat damit den letzten Schritt einer sukzessiven Weitergabe seiner Verantwortung getan, die im vergangenen Dezember mit dem Vorsitz des VSZ begonnen hat. Selbst wenn ich nur die allerwichtigsten Stationen seiner langen Karriere erwähnen wollte, würde das den Rahmen dieses Kommentars sprengen. Ich will deshalb lieber versuchen, eine Bilanz seiner Ägide aus der Sicht der süddeutschen Rübenanbauer und Mehrheitsaktionäre der Südzucker AG zu ziehen. Unter seiner Führung hat sich der Konzern gravierend verändert. Das war nicht immer nur aus dem Unternehmen heraus getrieben, sondern manchmal auch die Konsequenz aus geänderten Rahmenbedingungen. Die stufenweise Demontage der EU-Zuckermarktordnung nach dem WTO-Panel ab 2002, die Reformen 2006 und 2013 mit der Abschaffung der Zuckerquoten 2017 sind sicher die einschneidendsten Ereignisse gewesen. Dr. Gebhard hat mit Herzblut und Geschick für die Marktordnung gekämpft. Er hat aber auch den Mut und den Weitblick gehabt, nach vorne zu schauen, wenn abzusehen war, dass eine Schlacht verloren ist. Bequem war das nicht, aber am Ende gut für das Unternehmen, die Mitarbeiter, die Aktionäre und uns Rübenanbauer. Südzucker ist unter seinem Patronat zum größten Bioethanolhersteller Europas geworden. CropEnergies ist heute die stärkste Stütze des Konzerns. Mit großer Zufriedenheit kann Dr. Gebhard auch auf die Entwicklung bei funktionalen Lebensmitteln und bei Freiberger zurückblicken. Natürlich gab es auch weniger erfolgreiche Projekte, das soll hier keinesfalls verschwiegen werden. Aber wer könnte mehr Verständnis für eine falsche Entscheidung als wir Landwirte haben? Wir wissen auch immer erst am Ende eines Erntejahres, was richtig gewesen wäre. Am Ende muss die Bilanz positiv sein und der Ausblick ermutigend. Beides ist bei Dr. Gebhard der Fall! Seine Gedankenschärfe, seine Fähigkeit zuzuhören, seine Entschlussfreudigkeit und seine nimmermüde Bereitschaft, jeden Tag neu anzufangen, werden mir fehlen … ich glaube nicht nur mir. In der Hoffnung auf ein baldiges Ende der Trockenheit verbleibe ich

Ihr Fred Zeller