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Überraschend viele Gemeinsamkeiten in der Diskussion über die Tierhaltung der Zukunft legten Olaf Bandt, BUND,Joachim Rukwied, DBV und Anna Hopfenzitz, Hochland, offen (v.l.n.r.).
Ist Deutschland den Herausforderungen gewachsen?
1. Fendt Nachhaltigkeitsforum
Politik, Wissenschaft und Berufsstand diskutieren

Überraschend viele Gemeinsamkeiten in der Diskussion über die Tierhaltung der Zukunft legten Olaf Bandt, BUND,Joachim Rukwied, DBV und Anna Hopfenzitz, Hochland, offen (v.l.n.r.).
Ist Deutschland den Herausforderungen gewachsen?
1. Fendt Nachhaltigkeitsforum
Politik, Wissenschaft und Berufsstand diskutieren
Von Dr. Fred Zeller Zufriedene Gesichter beim Landmaschinenhersteller Fendt: zum ersten Nachhaltigkeitsforum des seit 1997 zum US-amerikanischen Agco-Konzern gehörenden Marktoberdorfer Unternehmens waren rund 300 Teilnehmer aus Deutschland, Österreich, den Niederlanden und Luxemburg gekommen. Für den großen Zuspruch der Veranstaltung am 27. Oktober 2022 dürfte insbesondere auch das eindrucksvolle Aufgebot an Referenten und Podiumsdiskussions-Teilnehmern verantwortlich gewesen sein.
Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden der Geschäftsführung der AGCO GmbH Marktoberdorf, Christoph Gröblinghoff, eröffnete der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger die Veranstaltung mit einem klaren Bekenntnis zur bäuerlichen Landwirtschaft und einer Absage an überzogene ökologische Anforderungen vor dem Hintergrund der aktuellen Situation auf den Energiemärkten. In der anschließenden Podiumsdiskussion nahm die gerade besonders aktuelle Frage höherer Tierwohl-Standards breiten Raum ein.
Kein Vorankommen ohne ausreichende finanzielle Ausstattung
Gemeinsam appellierten der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Joachim Rukwied, und der Vorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Olaf Bandt, an die Politik, die notwendigen Mittel für die Umsetzung der Vorschläge der Borchert-Kommission baldmöglichst bereitzustellen. Landwirtschaft und BUND seien sich grundsätzlich einig über die Ziele, wenn es auch bisweilen noch die eine oder andere Meinungsverschiedenheit darüber gebe, auf welchem Weg sie zu erreichen seien. Der Schweinehalter und Agrarblogger Dirk Nienhaus und Anna Hopfenzitz, Molkerei Hochland, ergänzten die Diskussion aus der Sicht der landwirtschaftlichen Praxis und eines Verarbeitungsunternehmens. Mit hochinteressanten Einblicken in die Welt des Profisports und der Kulinarik ergänzte Fritz Keller, Winzer, Gastronom und Fußballfunktionär aus dem Badischen, die Debatte auf dem Podium.
Im zweiten Teil der Veranstaltung stellte sich Professor Folkhard Isermeyer, Präsident des Thünen-Instituts, ehemals FAL Braunschweig-Völkenrode, der Frage, ob Innovationen in der Landwirtschaft der Schlüssel für mehr Nachhaltigkeit sein können.

Dr. Fred Zeller

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger kennt und versteht Landwirtschaft

Manja Morawitz, verantwortlich für Kommunikation und PR bei Agco/Fendt

Prof. Folkhard Isermeyer, Thünen-Institut Braunschweig

Fritz Keller, Winzer, Gastronom und Patensohn von Fritz Walter
Isermeyer für interventionistische Agrar-Umweltpolitik
Nicht überraschend bejahte er im Grundsatz die These, zweifelte aber daran, dass die Kräfte des Marktes allein ausreichten, das von der Gesellschaft gewünschte Nachhaltigkeitsniveau in der Landwirtschaft zu erreichen. Dies könne seiner Meinung nach nur durch eine ergänzende „smarte Agrar-Umweltpolitik“ erreicht werden. Dem Verbraucher die Verantwortung dafür zu übertragen, dass er mit seiner Wahl von Produkten aus bestimmten Tierhaltungsformen und biologischer oder konventioneller Bodennutzung den Kurs der Landwirtschaft bestimmt, hält Isermeyer für nicht zielführend. Nach seinem Verständnis sei der Staat dafür geschaffen worden, um gemeinschaftlich Probleme der Gesellschaft zu lösen. Zweifel daran, sicher sagen zu können, was die Gesellschaft tatsächlich will, ließ er dabei nicht aufkommen.
In der Podiumsdiskussion sprach sich die Vizepräsidentin des Deutschen Bauernverbandes, Susanne Schulze-Bockeloh, für einen moderaten Kurs in der Agrarpolitik im Hinblick auf die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen aus.
Betriebsleiter mitnehmen und Veränderungen ganzheitlich betrachten
Ihr Antipode war Martin Hofstetter, Political Advisor Landwirtschaft von Greenpeace. Er betonte, dass es bei den Forderungen der Nichtregierungsorganisationen nicht darum gehe, ein bestimmtes Niveau zu erreichen, sondern einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess immer weiter voranzutreiben. Prof. Reinhard Grandke, Honorarprofessor an der Uni Gießen und bis vor kurzem DLG-Hauptgeschäftsführer, brachte die Sicht der landschaftlichen Betriebsleiter in die Diskussion ein und verwies darauf, dass neben ökologischen auch ökonomische und soziale Aspekte zu berücksichtigen seien. Der Bundestagsabgeordnete Max Straubinger kritisierte die Nichtregierungsorganisationen für ihren Ausstieg aus der Zukunftskommission Landwirtschaft.
Am Ende einer lebhaften Diskussion mit dem Auditorium, an der sich insbesondere auch Landwirte aus den Niederlanden intensiv beteiligten, herrschte die einhellige Meinung, dass dem ersten Fendt-Nachhaltigkeitsforum eine Fortsetzung folgen sollte.
