Anbau
Die Wirkung des eingesetzten Hackgerätes war nicht zu beanstanden.
Mechanische Unkrautbekämpfung
Überbetrieblich hacken – geht das?
Erste Erfahrungen in Niederbayern

Die Wirkung des eingesetzten Hackgerätes war nicht zu beanstanden.
Mechanische Unkrautbekämpfung
Überbetrieblich hacken – geht das?
Erste Erfahrungen in Niederbayern
Von Sebastian Kranzfelder, Benjamin Kirchberger und Dr. Helmut Ring Politik und Gesellschaft fordern, den Pflanzenschutzmitteleinsatz in der Landwirtschaft zu reduzieren. Die „Farm to Fork-Strategie“ der EU sieht dabei vor, bereits im Jahr 2030 den Einsatz an chemischen Pflanzenschutzmitteln um 50 % zu senken.
Bei Reihenkulturen wie der Zuckerrübe lässt sich durch eine Herbizidapplikation im Band mit Zwischenreihenhacke einfach Pflanzenschutzmittel einsparen. Gleichzeitig fördert die Hacke die Bodendurchlüftung und damit auch die Rübenentwicklung.
Im Zuckerrübenanbau ist ein unkrautfreier Bestand für den Ertrag und damit für die Wirtschaftlichkeit von ausschlaggebender Bedeutung. Daher wurde ein Verfahren gewählt, bei dem der Hackdurchgang vom Einsatz des Herbizides getrennt wird. Dadurch lässt sich zum einen eine höhere Schlagkraft erzielen, zum anderen können die Geräte zum jeweils günstigsten Zeitpunkt eingesetzt werden. So lassen sich theoretisch bessere Wirkungsgrade erzielen.
Im niederbayerischen Gäuboden wurden im Anbaujahr 2022 erste Versuche unternommen, das Verfahren Band/Hacke mit getrennten Geräten im überbetrieblichen Einsatz zu testen, um die technische Machbarkeit (maximale mögliche Fläche) sowie die Kostensituation und den Wirkungsgrad zu erfassen.

Opimale Bedingungen für die mechanische Hacke.
Als Hackgerät wurde ein zwölfreihiges InterRow Präzisions-Hackgerät der Firma Garford mit Linearschieberahmen inklusive Schlepper (New Holland, 100 PS) angemietet, das bei sieben landwirtschaftlichen Betrieben auf einer Gesamtfläche von 50 ha (durchschnittliche Schlaggröße 4,5 ha) zum Einsatz kam.
Alle Hackvorgänge wurden von drei Anbauern durchgeführt, die vorab intensiv auf die vorhandene Technik und Elektronik geschult wurden.
Als Bandapplikation diente eine Horsch Leeb Spritze mit 32 m Arbeitsbreite, welche auf einem Teil der Flächen eingesetzt wurde. Der andere Teil wurde mit der vorhandenen Bandspritztechnik der Landwirte behandelt. Derzeit werden im Rahmen der durchgeführten Bachelorarbeit die jeweiligen festgestellten Kosten für die Technik und der Arbeitserledigung ermittelt und mit herkömmlichen ganzflächigen Herbizidbehandlungen verglichen.
Erste Erfahrungen ...
- Mit dem eingesetzten Hackgerät wurde im Schnitt eine Flächenleistung von 2,72 ha/h erreicht (2,50 ha/h beim ersten Hackgang, 3,40 ha/h beim zweiten und 2,50 ha/h beim dritten). Die 50 ha konnten leicht bei besten Bedingungen gehackt werden, hier ist noch wesentlich „Luft“ nach oben möglich. Damit können auch die jährlichen Kosten eines solchen Gerätes (Abschreibung, Zinsansatz, Instandhaltung) weiter reduziert werden.
- Die Tiefenführung des Hackgerätes war sehr präzise.
- Das Unkraut wurde gut abgeschnitten, das Hackgerät zeigte sehr gute Wirkung.
- Gerade beim Flächenwechsel war die Inbetriebnahme schnell und einfach durchzuführen.
- Die teilnehmenden Landwirte waren mit der Qualität und dem Ergebnis des Hackgerätes überwiegend zufrieden.

Sebastian Kranzfelder, Student, FH Weihenstephan-Triesdorf

Benjamin Kirchberger, Südzucker AG, Leiter Rübenabteilung Bayern

Dr. Helmut Ring, Verband bayerischer Zuckerrübenanbauer, Barbing
... und zukünftige Herausforderungen
- Bei hohem Unkrautdruck erkennt die Kamera, gerade bei noch kleinen Rüben, nicht immer genau die Rübenreihen.
- Der Verschleiß an Scharen war sehr hoch. Hier beträgt die Nutzungsdauer wohl nicht mehr als ein Jahr.
- Gerade bei der Mulchsaat kann der Boden bis zur Rübe aufbrechen und kleine Rüben verschütten.
- Das Gerät war nicht mit Schutzscheiben ausgerüstet (als Messer wurden Winkelmesser gefahren), dies führte zu mehr Verstopfungen und Verschüttungen bei Mulchsaat.
- Bei Einsatz der „großen“ Bandspritze (32 m Arbeitsbreite) müssen einige Punkte beachtet werden: Bei kleinen Schlägen kann das Vorgewende nicht gehackt werden. Soll das Vorgewende gehackt werden, muss dies bei der Aussaat berücksichtigt werden. Das GPS von Säschlepper und Hackschlepper muss kompatibel sein. Die Anschlussfahrten müssen genau ausgeführt sein. Bereits beim Einsetzen muss der Abstand bei der Folgespur passen (kein „Heranziehen“ an die Vorspur).
- Auf allen Flächen ist die gleiche Herbizidmischung auszubringen, individuelle Lösungen, je nach Unkrautbesatz, sind hier aktuell noch schwierig.
Es bleibt festzuhalten
Bei fester Kombination des Hackgerätes mit dem Schlepper und mit geschultem Personal sind auch bei kleineren Schlaggrößen hohe Flächenleistungen möglich, die sich, je nach Witterung, durchaus im Bereich von bis zu 100 ha und mehr bewegen können. Bei betriebsindividueller Aussaat der Rüben mit unterschiedlicher Sätechnik sind kleinere Bandspritztechniken einer großflächigen Anwendung wegen der Genauigkeit vorzuziehen. Erste Ergebnisse des Kostenvergleiches zeigen, dass bei „Vollauslastung“ die Gesamtkosten Band/Hacke zu denen der Flächenspritzungen nicht mehr allzu weit abweichen.
