
UNSER KOMMENTAR
Liebe Leserinnen und Leser,
die Kampagne läuft bisher beinahe reibungslos. Der befürchtete Gasmangel in den Zuckerfabriken ist nicht eingetreten und ist auch nicht absehbar zu erwarten, obwohl der schreckliche Krieg in der Ukraine und die fürchterlichen Leiden der Bevölkerung dort immer noch nicht beendet sind. Die vorausschauende Bevorratung der Zuckerfabriken mit Ersatzbrennstoffen war trotzdem richtig. Sollten sie heuer nicht benötigt werden, erscheint es mir klug, sie für das nächste Jahr aufzuheben.
In der Landwirtschaft zeigt sich in diesem Jahr ein gemischtes Bild. Im Süden und im Norden unseres Anbaugebietes sind die Rüben- und Zuckererträge ansprechend bis sehr gut. Dagegen enttäuschen die Ergebnisse in der Mitte nach der schlimmen Trockenheit im Sommer vielerorts.
Erfreuliches ist von den Zuckermärkten zu berichten. Die seit 2018 deutlich gesunkenen Anbauflächen in der EU und die schwachen Erträgen der letzten Jahre in Frankreich und bei uns haben zu einer Verknappung des Angebots geführt, die jetzt die Preise gewaltig angetrieben hat. Nun können sich die Zuckerkunden nicht mehr sicher sein, dass am Ende des Jahres immer noch genug Zucker übrig bleibt, den die Zuckerfabriken zum Schandpreis verkaufen müssen, weil sie ihn ansonsten noch billiger auf den Weltmarkt exportieren müssten. Wer jetzt noch kurzfristig einen Mehrbedarf an Zucker über seine Vertragsmenge hinaus hat, muss einen Knappheitspreis bezahlen. Der naive Traum der Süßwarenindustrie, dass Zucker durch die Abschaffung der Quote dauerhaft billiger würde, ist ausgeträumt. Mehr Volatilität ist die neue Wirklichkeit. Damit müssen jetzt alle leben.
Gerne hätte ich Sie in diesem Kommentar, den ich immer erst ganz zuletzt am Donnerstag vor dem Zeitungsdruck am folgenden Montag schreibe, noch über das Ergebnis der Preisberichterstattung des Monats Oktober 2022 informiert. Es müsste eigentlich längst da sein, aber die Brüsseler Agrarbürokratie hat wohl wieder einmal Wichtigeres zu tun, als uns zu informieren. Zuletzt hat sie uns vor allem verwirrt mit ihren kruden agrarpolitischen Vorstellungen. Wir werden aber einen Weg finden, Ihnen noch vor Weihnachten die neuesten Zahlen zu liefern. Ich hoffe, dass das für uns alle Anlass zur Freude sein wird.
In weihnachtlicher Vorfreude wünsche ich Ihnen auch im Namen der gesamten dzz-Redaktion einen erfolgreichen Abschluss der Kampagne, einen schönen restlichen Advent, ein frohes Fest und einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Ihr Fred Zeller