Markt, Politik und Ökonomie
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Markt
Indiens Zuckerproduktion 2022/23 könnte höher ausfallen
Industrieverband ISMA aktualisiert Prognose

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Indiens Zuckerproduktion 2022/23 könnte höher ausfallen
Industrieverband ISMA aktualisiert Prognose
fz – Indien hat in den letzten Jahren Brasilien als größten Zuckererzeuger der Welt eingeholt. In 2021/22 erzeugten die rund 6 Mio. Zuckerrohranbauer auf rund 5,5 Mio. ha Fläche zusammen mit den über 500 Rohrmühlen knapp 37 Mio. t Zucker. Damit wurde die Produktion in den letzten zehn Jahren um ca. 50 % gesteigert. Gleichzeitig ist Indien der größte Zuckerverbraucher der Welt mit einem Eigenbedarf von rund 30 Mio. t. Seit wenigen Jahren ist das Land zum Netto-Exporteur mit 6-8 Mio. t jährlichen Ausfuhren geworden und bedient insbesondere Destinationen im asiatischen und arabischen Raum. Die stark regulierte und hoch-protektionistische indische Zuckerpolitik ist Gegenstand einer Auseinandersetzung in der Welthandelsorganisation, die aber derzeit wegen einer Blockade des Streitschlichtungsverfahrens durch die US-Regierung nicht abgeschlossen werden kann.
Ethanol auf dem Vormarsch
Neuerdings setzt die indische Regierung stark auf die Ethanolherstellung aus Zuckerrohr. Als Folge des Postulates aus Neu Dehli, bis 2025 eine 20-prozentige Ethanolbeimischung zu Benzin zu erreichen, werden staatliche Maßnahmen zur Steigerung der Biokraftstofferzeugung ergriffen. Mittlerweile konnte die jährliche Produktionskapazität bis Ende November 2022 auf knapp 9,5 Mio. m³ angehoben werden. Der überwiegende Anteil der Anlagen (rd. 6,2 Mio. m³) nutzt Zuckerrohr bzw. Melasse für die Ethanolerzeugung, ein gutes Drittel kommt aus Getreide. Das brasilianische Marktforschungsunternehmen Datagro schätzt, dass die Ethanolerzeugung 2021/22 rund 15 Mio. t Zucker-Äquivalent entsprach. Es ist beabsichtigt, diese Produktion weiter auszubauen. Für 2022/23 wurden bereits über 200 neue Ethanolprojekte beantragt.
Aufgrund der für die Landwirte sehr attraktiven staatlichen Preisvorgaben ist mit einer weiteren Ausdehnung der Zuckerrohr-Anbauflächen zu rechnen, die sowohl die Zucker- als auch die Ethanolerzeugung antreiben dürfte. Die große Unbekannte in der Kalkulation ist die Wasserverfügbarkeit. Sie hängt Jahr für Jahr von der Stärke des Monsuns ab.
