Rückblick auf das Rübenjahr 2016 in Süddeutschland

Zwischen Staunässe und Trockenheit

Kein Jahr gleicht von der Witterung und den Bedingungen dem anderen.So ist es immer wieder spannend und interessant, welche Faktoren und Bedingungenim positiven wie negativen Sinne zum Rübenwachstum beigetragen haben.Manches läuft in den süddeutschen Rübenregionen ähnlich ab, anderes differiert.Wie die Versuchstechniker das Rübenjahr in ihrer Region erlebt haben,spiegeln die vier Beiträge wider.

Stark begonnen und dann fast verdurstet

Das Rübenjahr in Franken
von Manfred Anselstetter, ARGE Franken, Eibelstadt

Nach dem zweiten Winter ohne Frostgare hintereinander konnten die Rüben ab Mitte März gesät wer-den. Bis Ostern waren 60 % der Flächen bestellt. Ab Karfreitag folgte eine zehntägige feuchte Witterungs-periode, die eine Saat unmöglich machte. Besonders die Flächen mit Mulchsaat trockneten sehr langsam ab, so dass die letzten Rüben erst um den 20. April gesät wurden. Zu dieser Zeit waren die früh gesäten Rüben schon zwei Wochen aufgelaufen. Bodenfröste bis minus drei Grad in der letzten Aprilwoche blieben ohne Konsequenz, bremsten jedoch diespäten Rüben weiter aus.

Bereits in der ersten Maiwoche hatten die frühen Rüben einen Entwicklungsvorsprung von einem Laubblattpaar – das entspricht etwa einer Woche.

Auch in diesem Jahr waren die Zwischenfrüchte nicht richtig abgefroren und mussten mit Totalherbiziden ausgeschaltet werden. Die Herbizid-Spritzungen mit Rübenherbiziden waren durch ausreichende Niederschläge und höhere Temperaturendurchwegs sehr erfolgreich. Dennochgibt es durch manche Anwendungs-fehler jedes Jahr wieder einigeSchläge mit Unkraut, das mecha-nisch beseitigt werden muss (sollte!). Überdurchschnittlich viel Blattmenge und früher Reihenschluss ließen keine Spätverunkrautung zu, sodass sich die Rübenschläge 2016 sauber präsentieren.

HoherBefallsdruck
Die Bodenschädlinge zur Saat wurden durch unsere hervorragenden Insektizid-Kombinationen in der Pillenhüllmasse gut kontrolliert. DieSchneckeneier waren 2015 schon vertrocknet, so dass 2016 keine Schnecken zu finden waren.

Starke Gewitter, zum Teil mit Hagel, führten in den letzten Maitagen zu Blattverletzungen. Diese nütztedas Bakterium Pseudomonas als Eintrittspforten in die Rüben, weshalbes verbreitet zu bakterieller Blattfäule kam, die chemisch nicht bekämpft werden kann. Die bakteriellen Flecken waren bis in den Juli hinein sichtbar; was das Erkennen derersten Cercospora-Flecken, die Anfang Juli auftraten, erschwerte. Am 27. Juli und am 24. August wurden zwei Kontroll-Aufrufe zur Blattkrankheiten-Bekämpfung getätigt. Mitte August war erster Mehltau zusehen.

Doch dann führte anhaltende Trockenheit mit 110 bis 200 l Gesamtniederschlägen in den drei Sommermonaten Juni, Juli und August zu einem verhaltenen Anstieg der Blattkrankheiten. Die Witterung war für manche Schädlinge und Krankheiten imFrühjahr und Sommer gut, so dasssie von Tag zu Tag mehr auffielen: Es werden mittlerweile mehr als 50 % der fränkischen Flächen mit nematoden-tolerantem Saatgut bestellt. Durch die Trockenheit wurde sichtbar, dass noch nicht alle Befallsflächen mit den richtigen Sorten bestellt werden.

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Trotz weiter Verbreitung von nematoden-toleranten Sorten gibt es in Trockenjahren immer noch Befallsnester
Foto: Anselstetter
 

Das Zystenälchen Ditylenchus (Rübenkopfälchen) hatte beste Vermehrungsbedingungen im feuchten Mai. Die faulen Rüben in den Befalls-Nestern nehmen täglich zu.

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An der Rübe ist der Schaden des Rübenkopfählchens deutlich zu sehen: trocken-fauler Rübenkopf und weiße Pusteln am Rübenkörper Fotos: Anselstetter

Für Rhizoctonia, eine Pilzerkrankung, meist in Mais-Rüben-Frucht-folgen, waren die feucht-warmen Bedingungen ebenfalls optimal – der Schaden ist häufiger zu sehen.

Vielversprechende Proberodungen
Erste Proberodungs-Ergebnisse Anfang August verhießen noch eine „Super-Ernte“ wie 2014. Doch ab dann ging es ständig mit der Blatt-menge bergab: Mehrere abgestorbene Blattkränze wiesen darauf hin, dass der Zuwachs des Jahres 2014 nicht erreicht werden konnte, denn da wares im August und September feucht!

Selbst in den Gäulagen schrumpfen schon die Rübenkörper. Sollten kräftigere Niederschläge folgen, die derzeit (05.09.) nicht in Aussichtstehen, wird sich zwar der Ertrag erholen – aber durch die Blattneubildung auf Kosten des Zuckergehalts und der Inhaltsstoffe.

 

Wasser, Wärme, Wachstum

Bilanz des Vegetatinsjahr – ARGE Regensburg
Von Gerald Wagner, ARGE Regensburg

Das Rübenjahr 2016 begann in Südbayern auf der Hälfte der Standorte nach einem sehr milden Winter mit einer frühen Aussaat ab Mitte März. Der Rest wurde in der ersten und zweiten Aprilwoche gesät. Die Bodenfröste Ende März führten nur gelegentlich zu Ausfällen. Für die später gesäten Rüben waren die etwas verfrühten Eisheiligen Ende April ein Auflaufhindernis. Ausfälle waren auch hier selten, jedoch wuchsen die frühgesäten Rüben bei der kalten Witterung weiter; die später gesäten hatten mit den kalten Temperaturen deutlich mehr Probleme.

Witterung bereitet Anlaufprobleme
Bedingt durch den nicht vorhandenen Winter waren die Herbizidmaßnahmen vielfach nicht abgefrorenen Pflanzen geschuldet, wie Zwischenfrüchten, Altverunkrautung oder Kartoffeldurchwuchs. Einiges ließ sich mit Herbiziden lösen; die Kartoffelproblematik konnte bei vielen Stärkekartoffelsorten dann nur noch mit der Hacke gelöst werden. Ein Phänomen scheint auch die Spätverunkrautung mit Weißem Gänsefuß zu sein. Vielleicht lässt sie sich auf die starken Niederschläge im Juni zurückführen, die zu einer Verdünnung der Herbizide geführt haben. Bestände, die nach der dritten NAK sauber waren, zeigten Mitte Juliplötzlich wieder durchgewachsenen Gänsefuß. Die starken Niederschläge, manchmal gepaart mit Hagel – bei einigen Unglücklichen auch zweimal hintereinander – führten zu einem Anstieg bakterieller Blattflecken, wobei hier deutliche Sortenunter-schiede zu sehen waren. Ebenso wurden durch den vielen Regen so viele Strukturprobleme sichtbar wie lange nicht mehr. Auch der Schorfbefall wurde durch die nasskalte Witterung begünstigt. Mit den steigenden Temperaturen und den feuchten Beständen breitete sich auch die Rhizoctonia heuer wieder deutlich stärker inden Beständen aus und wird noch für einige Überraschungen sorgen.

Gutes Wachstum trotzungünstiger Bedingungen
Als Schädlinge traten neben den üblichen Verdächtigen heuer wiedervermehrt Tipula-Larven auf, teilweise bis zum Umbruch des Bestandes. Dieses Insekt scheint sich die letztenJahre zunehmend auszubreiten.

Die Gamma- und Gemüseeulenraupen machen nun im zweiten Jahr ab Anfang September große Probleme. Bereits 2015 war der Schaden bis zum Kahlfraß in einem kleinen Gebiet festzustellen. Heuer traten die Raupen in der gesamten Region Plattling massiv auf. Eine Bekämpfung scheint bei der Schadensausprägung zukünftig notwendig zu werden.

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Schadausprägung der Eulenraupe. Foto: Wagner

Der Befall mit Cercospora fällt, bezogen auf die zwei Werke Rain und Plattling, recht unterschiedlich aus. Während in Rain eher verhaltener Befall vorherrscht, explodieren an einigen Boniturstandorten im Plattlinger Bereich die Befallszahlen. Dies liegt teilweise sicherlich an der Witterung aber auch an der nachlassenden Fungizidwirkung. Die „Gefahr in Verzug“-Zulassung für das Produkt Funguran Progress konnte die Situation auch nur leicht entlasten, da das Produkt zwar eine verbesserte Regenfestigkeit hat, bei den vielfachen massiven Niederschlägen bis zu60 mm aber dann auch abgewaschen wurde.

Nichtsdestotrotz begünstigt eine lange Vegetation mit viel Wasser und Wärme zwar einige Krankheiten und Schädlinge, aber eben auch ein gutes Rübenwachstum.

 

Insgesamt gute Wasserversorgung

ARGE Südwest: Blattkrankheiten moderat, Bestände sehr gut
Von Harald Bauer, ARGE Südwest, Worms

Nach dem Trockenjahr 2015 waren die überdurchschnittlichen Niederschläge der Monate Januar und Februar äußerst willkommen. So wurden die leeren Bodenvorräte zumindest teilweise aufgefüllt. Der Winter war ungewöhnlich warm, die Vegetation wurde nicht unterbrochen. Die Winterzwischenfrüchte waren nicht abgefroren und verursachten dadurch teils Probleme bei der Frühjahrssaat. Weiterhin konnten sich im Winter auch Unkräuter sehr gut entwickeln. Sie waren im Frühjahr oft so groß, dass sie bei der Saatbettbereitung nicht mehr mechanisch bekämpfbarwaren. Auf betroffenen Feldern war der Einsatz von Glyphosat die sichere Alternative.

Niederschläge unterbrechen Aussaat mehrmals
Die Rübensaat begann wie üblich Mitte März. Große Anteile der Rübenwurden in der Woche vor Ostern und in der Osterwoche gedrillt. Nieder-schläge ab Karfreitag unterbrachen die Aussaat für ca. zwei Wochen. Um den 10. April konnte die Saat wiederfortgesetzt werden. Allerdings setzten ab dem 13. April wieder Nieder-schläge ein, die zu einer weiteren Saatunterbrechung zwangen. Ab dem 20. April waren die Felder dann wieder so weit abgetrocknet, dass die Rübensaat abgeschlossen werden konnte. Die häufigen Niederschläge im April führten dazu, dass die früh gesäten Rüben überwiegend gut bis sehr gut aufliefen, obwohl die Böden durch Starkregen verschlämmt waren. Regional, besonders in Hohenlohe, führten Nachtfröste in der Auflaufphase zu Verlusten bei den Keimlingen. Auch Fraß durch Schnecken und Bodenschädlinge (Tausendfüßler, Drahtwurm) waren auf einigen Feldern in stärkerem Umfang zu beobachten.

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Starkregen mit Hagel hat den wertvollen Boden abgeschwemmt.
Foto: Anselstetter

Unproblematische Unkrautbekämpfung
Die Unkrautbekämpfung der neuaufgelaufenen Unkräuter war unproblematisch. Die gute Wasserversorgung führte zu günstigen Bedingungen für die Bodenherbizide. In Kombination mit der schwach ausgebildeten Wachsschicht konnte vielfachmit reduzierter Aufwandmenge der Blattkomponenten gearbeitet wer-den. Probleme bereiteten lediglich die „Altunkräuter“, die im Winter nicht abgefroren waren und im Frühjahr nicht bekämpft wurden.

Hier wurden die Zugabe von Debut oder Lontrel in höherer Dosierung und ein Verkürzen der Spritzabstände zur Regulierung notwendig. Die teils sehr hohen Niederschläge im Mai erwiesen sich dann doch als zu viel des Guten. Die Rüben litten unter den sehr durchnässten, luftarmen Böden. Besonders in Senken, aber auch auf ebenen Feldern, stockte das Rübenwachstum unter den nassen Verhältnissen.

Sehr gute Rübenbestände trotz hoher Niederschläge
Im Juni trat auf so belasteten Flächen vielfach Gürtelschorf auf. In engen Maisfruchtfolgen war Rhizoctonia zu beobachten. Die Blattkrankheiten, in erster Linie Cercospora, waren ab der dritten Junidekade zu beobachten. Im Gegensatz zu anderen Pilzkrankheiten in Kartoffeln, Gemüse und Wein breitete sich die Cercospora aber nur langsam aus.

Die häufigen Niederschläge und eine insgesamt gute Wasserversorgung führten überwiegend zu sehr guten Rübenbeständen. Der Blattapparat war meist sehr üppig und ge-sund. Auffallend war auf vielen Feldern ein frühzeitiges Aufhellen der Blätter. Dies war meist auf eine knappe Stickstoffversorgung zurückzuführen. Aber auch Staunässe und Bodenverdichtungen zeigten vergleichbare Symptome. Insgesamt standen die Rüben (Ende August) sehr gut, was sich auch in den Ergebnissen der ersten Proberodungen widerspiegelt. Bleibt zu hoffen, dass die Blattkrankheiten weiterhin nur moderat auftreten und der Herbst gute Rodebedingungen beschert.

 

Hoher Befallsdruck, wenig Niederschlag

ARGE Zeitz: Durchschnittliche Erträge erwartet
Von Oliver Gentsch, ARGE Zeitz GmbH

Im Verbandsgebiet Sächsisch-Thüringischer Zuckerrübenanbauer e.V. begann die Aussaat vereinzelt ab Mitte März und erstreckte sich witterungsbedingt bis Ende April. Auffällig dieses Jahr war die schlechte Abtrocknung der Böden nach Zwischenfruchtanbau und die daraus resultierende verzögerte Aussaat.

Die darauffolgende Witterung war für die Entwicklung der Zuckerrüben günstig. Auflaufschädlinge oder Umbruchdurch Frosteinwirkung gab es praktisch nicht. Eine erhöhte Aktivität von Ackerschnecken wurde jedoch festgestellt und machte vereinzelt Behandlungen mit Molluskiziden erforderlich. Die durchschnittlich erreichte Bestandesdichte liegt 2016 etwas unter dem langjährigen Mittel. Auffällig waren einige Saatgutpartien aus dem Jahr 2015. Bei diesem überlagerten Saatgut war der Feld-aufgang erheblich niedriger.

Blattkrankheiten weit verbreitet
Nach einer zum Teil feuchten, kühlen und anschließend warmen Witterung im Frühsommer dieses Jahreskonnte auf vielen Zuckerrübenflächen die Bakterielle Blattfleckenkrankheit festgestellt werden. Die durch ein Bakterium ausgelöste Krankheit ist zum Teil schwer von Cercospora-Blattflecken zu unter-scheiden. Diese Krankheit ist mit Pflanzenschutzmitteln nicht bekämpfbar, verwächst sich aber nachkurzer Zeit. Der wirtschaftliche Schaden ist meist gering.

Ab Mitte/Ende Juli konnte in den Zuckerrübenbeständen ein Befall mit Larven der Gammaeule und Cercospora-Blattflecken festgestellt wer-den. Zu diesem Zeitpunkt war der Befall mit Larven der Gammaeule nicht bekämpfungswürdig. Der für unser Einzugsgebiet rechtfrühe Befall mit Cercospora ließ einerasche Ausbreitung vermuten. Die Ausdehnung der Blattkrankheiten stagnierte jedoch und blieb bis Mitte August, bis auf wenige Ausnahmen unter den Schadschwellen. Mehltau wurde ab der 30-31 KW festgestellt und verbreitete sich zum Teil sehr schnell.

Zuckergehalt überdurchschnittlich
Bis Ende August kam es zu einer stärkeren Ausbreitung der Cercospora-Blattfleckenkrankheit und ein erster Befall mit Rost und Ramularia wurde festgestellt. Auf einigen Schlägen in der Lommatzscher Pflege und rings um Leipzig musste z.T. ein zweiter Kontrollaufruf erfolgen, da der Cercospora-Befall sehr hoch war. Die ab Anfang August trockenen Witterungsbedingungen führten zu schlafenden Rüben. Nicht immer war dies mit einer schlechten Bodengüte zu erklären.

 

Mit der Spatenmethode wurden diese Rübenflächen eingehend untersucht und vereinzelt Nematoden festgestellt. Mit diesen sehr trockenen Bedingungen werden wir in die Rübenkampagne 2016 starten. Die Ertragsaussichten bewegen sich auf dem Niveau des 5-jährigen Mittelwertes, wobei die Zucker-gehalte aktuell deutlich über den Durchschnittswerten liegen.

Der DZZ-Beitrag ist hier im pdf-Format abzurufen: Rückblick auf das Rübenjahr 2016 in den süddeutschen Regionen