Sätechnik checken

Die Zuckerrübensaat gehört zur „hohen Schule“ des Ackerbaus. Trotz des verhältnismäßig großen Kornes müsste Zuckerrübensaatgut eigentlich den Feinsämereien hinzugerechnet werden, denn der eigentliche Samen (Embryo und Nährgewebe) macht nur einen kleinen Teil der Saatgutpille aus.

Fruchtschale und Pillenhüllmasse steuern über 90 % zum Gewicht einer Rübenpille bei. Die Ansprüche an die Einbettung im Boden und die Ablagegenauigkeit sind sehr hoch. Bei der Zuckerrübensaat müssen zwei Grundvoraussetzungen erfüllt werden. Dies ist zum einen die Ablage auf unbearbeitetem festen Untergrund und zum anderen die gleichmäßige Ablageweite. Wird Zuckerrübensaatgut z.B. durch verschlissene Schare nicht auf festem Boden abgelegt, laufen die Zuckerrüben bei Trockenheit verzögert auf. Mindererträge bis 15 % sind die Folge. Eine verlustlose Ernte wird nur bei gleichmäßigem Pflanzenbestand erzielt. Ist die Ablageweite innerhalb der Reihe stark unterschiedlich, steigen die Rodeverluste um 2 – 4 % an. Um den hohen Ansprüchen gerecht zu werden, müssen die Sägeräte optimal arbeiten. Ein gründlicher Check aller Verschleißteile ist unbedingt ratsam.

Säschar

Das Säschar ist ein zentrales Bauteil, das sowohl für die gute Korneinbettung aber auch für eine Minimierung der Verrollung verantwortlich ist. Neue Säschare sind so geformt, dass sich im Boden eine feine Rille bildet. In dieser klemmt sich die Pille fest, der Bodenschluss wird gewährleistet und das Verrollen minimiert. Abgenutzte Säschare werden stumpfer und breiter. Dadurch wird die notwendige Saattiefe nicht mehr erreicht.

Verschleiß-Schar 5
Dies ist besonders bei Mulchsaatgeräten problematisch. Das Säschar muss mindestens gleich tief, besser 5 – 10 mm tiefer als die Schneidscheiben arbeiten, sonst gelangt unweigerlich lose Erde unter das Saatgut und die Pillen liegen trocken.
Bei Säscharen mit gehärteter Spitze verschleißen oft die Säscharflanken. Auch dadurch wird die Einbettung des Saatkorns deutlich schlechter. Bei Verschleiß an den Säscharen müssen diese unbedingt ersetzt werden.



Innere Bauteile

Verschleiß-Schar 6

Abgenutzte Säschare sind relativ leicht erkennbar. Schwieriger wird es bei den inneren Bauteilen, die für eine saubere Vereinzelung und Befüllung der Zellenräder verantwortlich sind. Verschleiß zeigt sich meist durch einem stärkeren Bruch der Saatgutpillen oder mangelnder Zellenbefüllung mit verminderter Aussaatmenge. Fehlstellen sind die Folge. Soweit muss es jedoch nicht kommen. Eine Abnutzung ist frühzeitig erkennbar. In den Bereichen der Vereinzelung und Zellenbefüllung bewirkt bereits geringer Verschleiß eine unsaubere Arbeit. Deshalb müssen die Teile schon bei erster erkennbarer Abnutzung ausgetauscht werden.

Kleine Unicorn 3 und Vicon Unicorn

Bei den Unicorn – Sägeräten von „Kleine“ und „Vicon“ befindet sich nach Abnahme des Zellenrades ein Verschleißring im Gehäuse.
Verschleißring 2
Dieser bildet die Gegenseite zum Zellenrad und ist am Anfang schräg angefast. Diese Schräge muss geradlinig sein - ohne Eindellung. Im Laufe des Betriebes bildet sich durch das Reiben der Pillen eine Eindellung, dies führt zu Fehlbelegungen und Bruch der Pillen. Auch im weiteren Verlauf des Verschleißringes zeigt sich Abnutzung durch Riefenbildung. Ist Verschleiß erkennbar, muss der Ring erneuert werden.

Aber Vorsicht: Hinter dem Ring befindet sich ein Blechteil. Dieses muss beim Einbau genau zum Verschleißring eingestellt werden. Passt dieses nicht genau, schleift das Zellenrad und zerstört beide Teile nach kurzer Einsatzzeit - deshalb besser vom Fachmann einbauen lassen.

Unicorn 3

Eine Besonderheit besteht bei älteren Kleine Unicorn 3 Geräten. Das Zellenrad liegt auf der Welle direkt am Gehäuse an. Durch die Drehung des Zellenrades reibt dieses permanent am Gehäuse und nützt sich an der Wellenmuffe ab. Folge ist, dass sich der Abstand des Zellenrades zum Gehäuse (und dem zuvor genannten Verschleißring) verringert. Hierbei besteht die Gefahr, dass der Verschleißring beschädigt wird. Das größere Problem besteht aber darin, dass sich der Zwischenraum zu den Zellen verkleinert. Größere Pillen gelangen nicht mehr in die Zelle und Fehlstellen entstehen. Die Abnützung zeigt sich durch zu geringen Saatgutverbrauch und der Selektion großer Pillen, aber dann ist es zu spät. Deshalb besser vorher beim Fachmann überprüfen lassen. Die Abhilfe ist durch Unterlegen einer Scheibe einfach und kostengünstig.
Bei neueren Unicorn Sägeräten ist im Gehäuse ein Lager verbaut, auf dem sich das Zellenrad abstützt. Somit tritt die Abnutzung an der Wellenmuffe nicht mehr auf.
Unicorn

Sägeräte mit innenliegendem Zellenrad

Die meisten Einzelkornsägeräte sind mit einem innenliegenden Zellenrad ausgestattet. Dieses wird von einem abnehmbaren Deckel verschlossen. Bei diesen Bautypen entsteht ein Verschleiß am Deckel. Durch die Drehung schleift die Pille in einer Kreisbahn am Gehäusedeckel und bewirkt eine Abnutzung. Dies kann zwei unterschiedliche Effekte zur Folge haben. Zum einen wird der Abnutzungsbereich rauh. Hier reibt sich Pillenhüllmasse ab und kann festkleben. Dies hat zur Folge, dass sich der Freiraum zwischen Gehäusedeckel und Zellenrad verkleinert und sich die Zellen vereinzelt nicht befüllen - Bruch und vor allem Fehlstellen entstehen. Zum anderen vergrößert sich bei stärkerer Abnutzung der Freiraum zwischen Zellenrad und Deckel. Die Folge ist, dass bei der Zellenbefüllung eine zweite Pille teilweise in die Zelle nachrutschen kann. Diese wird dann zermahlen und es entsteht ein hoher Bruchanteil aber auch Fehlbelegungen. Die Abdeckdeckel müssen sichtbaren Verschleiß getauscht werden. Eine Kontrolle ist unbedingt ratsam.


Verschleiß Deckel
Zellenräder / Auswerfer

Von den Zellenrädern erwartet man eigentlich den größeren Verschleiß. Dies ist aber meistens nicht der Fall. Die Zellenräder halten verhältnismäßig lange. Trotzdem muss auch hier eine regelmäßige Kontrolle stattfinden. Allgemein gilt, dass die Kanten der Zellen geradlinig sein müssen. Zeigen sich Einbuchtungen oder Abnutzungen steht ein Tausch an.

Je nach Hersteller und Typ sind unterschiedliche Auswerfer eingebaut. Dies sind entweder Bürsten oder Stifte. Der Verschleiß ist meist gering, eine Kontrolle aber immer wichtig.

 

Verschleiß Zellenrad
Monopill



Äußere Anbauteile

Abnutzung und Verschleiß an den äußeren Teilen ist verhältnismäßig leicht erkennbar. Ein besonderes Augenmerk sollte auf die Lager und Anbauteile der Andruckrolle und der Nachläufer gelegt werden. Tritt hier Abnutzung auf oder sind die Aufhängungen verbogen, laufen die Werkzeuge nicht mehr sauber in der Reihe. Mangelnde Andrückung in den Boden und schlechterer Auflauf sind die Folgen. Sind die Andruckrollen mit einem Gummiring ausgestattet, muss dieser mit geprüft werden. Bei beginnender Rissbildung sollte dieser getauscht werden.

Ganz wichtig ist bei mechanischem Antrieb die Kontrolle der Antriebsketten und der Kettenräder. Bei den Ketten muss die Spannung stimmen und die „Flucht“. Läuft eine Kette schräg, ist die Gefahr groß, dass diese abspringt. Die Folgen sind bekannt. Ein Verschleiß an den Ketten ist schwer erkennbar. Es gibt aber zwei Kontrollmöglichkeiten. Lässt sich die Kette in ausgebautem Zustand zu stark durchbiegen, signalisiert dies Verschleiß in den Kettengelenken. Die zweite Verschleißanzeige ist die Längung der Kette. Diese lässt sich relativ einfach durch Abmessen ermitteln. Eine gelängte Kette beschädigt die Kettenräder und führt zu einem unruhigen und ruckelnden Antrieb des Sägerätes.

Resümee

Der Verschleiß und die Abnutzung an den Sägeräten sind vielseitig und haben einen großen Einfluss auf den Feldaufgang und letztendlich auch auf den Ertrag. Wo nichts gesät wurde, kann auch nichts wachsen – außer Unkraut. Ein rechtzeitiger Check vor der Saatperiode ist wichtig. Verschleiß und Abnutzung lässt sich an allen Teilen erkennen. Bei Lohnsaat kann der Anbauer vorhandene Abnutzung oder eine ordnungsgemäße Wartung der Sägeräte nur schwer bewerten.
Aber ein Tipp: Kontrollieren Sie zumindest die Säschare bevor die Saat bei Ihnen beginnt.

Fotos:
Bild 1 – 6: Ernst Merz
Bild 7: Marcel Wieditz Kvernelandgroup